Kindersorgen

Kindersorgen

(Taking Care of Baby)

Deutsch von John Birke

Besetzung

3D / 5H

Hat Donna McAuliffe ihre zwei Kinder umgebracht, oder war deren Tod ein tragischer Unfall? Ist Donna am Leeman-Keatley-Syndrom erkrankt, einem übermäßigen Leiden an der Welt, das Mütter dazu treibt, ihre Kinder zu misshandeln? Letzteres ist die These des Psychiaters Dr. Millard, einem von mehreren Sachverständigen in Dennis Kellys Stück, das sich gibt wie ein klassischer Gerichtsthriller. Je länger aber die Untersuchung von Donnas Fall dauert, desto mehr zersetzt sich das, was wir gemeinhin «Wahrheit» nennen. Montiert aus scheinbar realem Material, Interviews und Schriftwechseln, «alles im Originalwortlaut der Betroffenen belassen», ist Kindersorgen eine bissige Dekonstruktion des sogenannten Dokumentartheaters, ein Anschlag auf unseren Begriff von «Authentizität» und eine bohrende Hinterfragung jedweder Form von Darstellung, ob auf der Bühne oder in den Nachrichten.

 

«Bei der Erkundung der Wirklichkeit zeigen sich die Vorteile der Bühne gegenüber dem soziologischen Seminar oder dem Gerichtssaal. ‹The Real› kann sich hier so regellos und differenziert entfalten, wie es dem Wirklichkeitsbild einer Chaos- oder String-Theorie entspricht, ohne Rücksicht auf die altbekannten Erklärungsmuster. Die Untersuchung darf, wenn sie glückt, im Resultat zu einer maximalen Verwirrung des Publikums führen, als der einzigen dem Gegenstand angemessenen Haltung ... Kelly kultiviert den ... O-Ton zu einer Kunstsprache und improvisiert dabei derart selbstverständlich auf dem Normalitäts-Klavier, dass nie der Eindruck von Kunst entsteht.» (Karl Baratta im Jahrbuch 2008 von Theater heute)
«In einer Welt des Informations-Overkills und der Doku-Soaps, wo selbst das Privateste Futter für ein sensationshungriges Publikum ist, werden Äußerungen von Betroffenheit und Mitgefühl zur Maske unserer Lust an der Erregung ... Kelly zwingt uns zu einer Neubewertung aller Formen der Repräsentation und Reportage, ihrer Glaubwürdig- und Verlässlichkeit.» (The Times)
«Ein weniger begabter Autor hätte aus dem Stoff ein vielleicht kluges, aber auch ironisch-selbstgefälliges Stück gemacht. Dank seines Erfindungsreichtums wird bei Kelly jedoch die Analyse, wie Geschichten erzählt werden, selbst zu einer berührenden Geschichte.» (The Guardian)

Uraufführung
03.05.2007 Birmingham Repertory Theatre in Koproduktion mit dem Hampstead Theatre, London (Premiere dort: 31.05.2007; Regie: Anthony Clark)

Deutschsprachige Erstaufführung
15.01.2009 Theater Basel (Regie: Caro Thum)

Stück-Abdruck in Theater heute 03/ 2009

Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.