Im Kino

Im Kino

(The Flick)

Deutsch von Karen Witthuhn

Besetzung

1D / 2H

Die drei Angestellten des kleinen Programmkinos «The Flick» in der amerikanischen Provinz mögen das Gefühl haben, dass sich das große Schauspiel des Lebens auf der Leinwand und weitab ihres kleinen Alltags abspielt. Doch unter Annie Bakers Vergrößerungsglas entspinnt sich fast unmerklich ein Drama um Liebe, Verrat und Scheitern.

Der junge Avery hat sein Studium unterbrochen und gerade erst den Job als Platzanweiser angefangen. Sein älterer Kollege Sam hofft vergeblich auf eine Beförderung und wohnt noch bei seinen Eltern. Und die Filmvorführerin Rose erscheint unnahbar und egozentrisch. Im Zuschauerraum des Kinos, dem einzigen Handlungsort, wirken sie zwischen den menschenleeren Sitzreihen wie längst vergessenes Inventar. Als der Inhaber des Kinos wechselt, soll der analoge Filmprojektor durch einen digitalen ersetzt werden, wogegen der Cineast Avery leidenschaftlich protestiert. Als außerdem ein kleiner Trinkgeld-Betrug der Angestellten auffliegt, steht Avery plötzlich mit dem Rücken zur Wand.

Die unspektakuläre Handlung gewinnt ihre Bedeutung durch die besondere und behutsame Erzählweise Annie Bakers. Die Figuren sprechen stockend, unvollständig, von langem Schweigen unterbrochen. Es entsteht der Eindruck eines minutiösen Realismus, der jedoch immer wieder durch Momente überhöhter Fokussierung durchschossen wird. Fast scheint es, als fiele man als Zuschauer zusammen mit den Handelnden aus der Zeit.

«The Flick ist voller Tschechow’scher Sehnsucht und Enttäuschung. Es bricht einem das Herz. Es spielt außerdem sehr intelligent mit der Vorstellung, dass wir im Kino ganz aus uns herausgehen und uns an andere Orte versetzen können. Und es stellt Fragen nach Reproduktion, Authentizität und dem Wesen von Live- im Gegensatz zu gelebten Ereignissen.» (The Guardian)

«Der ruhige Rhythmus und die langsam zusammengetragenen Details lassen unsere Empathie für die Figuren und unser Verständnis für die sozialen Umbrüche, die sie repräsentieren, unmerklich wachsen, ohne jemals gezwungen, herablassend oder konzeptbeladen zu wirken.» (The Independent)

«Annie Bakers Stück entrollt sich federleicht in Szenen, die geprägt sind von ihrer akuten Sensibilität für das scheinbar Nebensächliche, für den minimalistischen Text (und häufig Subtext), der den Figuren zur Kommunikation (oder auch zur behutsamen Kommunikationsvermeidung) zur Verfügung steht.» (The New York Times)

«Baker nutzt die Unmittelbarkeit einer zufällig mitgehörten Konversation für einen neuen Theaterstil, der so untheatral wie möglich wirkt und die Mittel der Bühnenkunst nutzt, um den Fokus der Zuschauer auf lebendige Momente emotionaler Erkenntnis zu lenken … Eine betörende Mischung aus Natürlichkeit und Präzision.» (The New Yorker)

Uraufführung
12.03.2013, Playwrights Horizons, New York City (Regie: Sam Gold)

Deutschsprachige Erstaufführung
19.05.2017, Staatstheater Kassel (Regie: Sebastian Schug)

Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.