© Joseph Krpelan
Grillenparz
3D / 3H
Am Grillenparz, dem Hügel, der direkt an die Stadt grenzt, versammelt sich jährlich die Belegschaft der ortsansässigen Firma - zu einem archaischen Spiel? Zu einem nächtlichen Ritual? Zu einer besoffenen Sauerei? Jedenfalls geht es derb zu bei dem Versuch, an den Busen der Natur zurückzukehren bzw. der eigenen Natur freien Lauf zu lassen. Vorab muss noch das jährliche Betriebsfest, eine anheimelnde Kulisse für die Investorenträume der aus dem Ausland angereisten Geschäftspartner, absolviert werden. Doch vor allem treibt die Sommerfestgesellschaft der Wiederholung ihres eigenen Verbrechens zu. Was eigentlich genau vor einem Jahr geschah, verschwimmt mit dem diesjährigen Rausch zu einem undurchschaubaren Reigen und ist dennoch so real, dass niemand darüber reden will. „Alle wollen ihm entfliehen. Und jeder würde es wieder tun. Tatort ist eine voralpine Binnenwelt. Zwischen Zivilstadt und Wildland. Zwischen Geldmensch und Geiltier. Zwischen Schweißbadetag und Spätsommernacht. Bestimmt in einer Binnensprache. Nicht mehr Volksmaul, noch nicht Staatsnorm. Nicht mehr Rohschnitt, noch nicht Figurenfleisch. Nicht mehr Naturgesetz, noch nicht Moral.“ (Thomas Arzt) Zu alldem singt der Chor der Grillen von den ewigen Dingen des Lebens, von viel Gewalt und tröstlicherweise auch von Vergebung.
Thomas Arzt spielt auf vergnügliche Weise mit Klischeebildern von Heimatverbundenheit. Grillenparz ist ein vielschichtiges Stück über romantische Natursehnsucht und dunkle Triebhaftigkeit, über die Magie des Ursprungs und den Pragmatismus der Globalisierung.
14.04.2011 Schauspielhaus Wien (Regie: Nora Schlocker)
Deutsche Erstaufführung
04.10.2014 Theater Ingolstadt (Regie: Alexander Nerlich)
Stück-Abdruck in Theater heute 06/2011
Englisch
Litauisch
Tschechisch
Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.