© Joseph Krpelan
Die Neigung des Peter Rosegger
3D / 3H
Auf dem Marktplatz einer österreichischen Kleinstadt hängt plötzlich der Heimatsegen schief. Die Statue des steirischen Dichterfürsten Peter Rosegger neigt sich gefährlich nach rechts. Die Bürgermeisterin fürchtet um die Sicherheit der Bürger, die Hauptstadt schickt einen Professor, der wissenschaftliche Klarheit schaffen soll und tektonische Verschiebungen europäischen Ausmaßes für die Schieflage verantwortlich macht. Wiesinger, Inhaber eines traditionsreichen Familienunternehmens und großzügiger Förderer der Gemeinde, will vor allem Aufregung vermeiden, schließlich steht der Besuch einer UNESCO-Delegation an, die den Stadtkern zum Kulturerbe ernennen will. Das Standbild erweist sich derweil als labil: Nachdem es mit einem Kran gerade gerückt wurde, sackt es über Nacht erneut nach rechts. Beschwichtigungen der Bürgermeisterin, Notmaßnahmen des Professors und Aufregung in den sozialen Netzwerken tragen nur zur Eskalation bei. So sieht sich Wiesinger schließlich gezwungen, selbst für Ruhe zu sorgen, notfalls mit Waffengewalt.
Die Neigung des Peter Rosegger ist eine Politsatire, die den allgegenwärtigen Rechtsruck in ein steinernes Sinnbild übersetzt und genüsslich in seine Einzelteile zerlegt. Rosegger (1843 – 1918) dient dabei als Lieferant eines widersprüchlichen Heimatbegriffs, wie er ihn in seinem literarischen Werk postuliert hat: ländliche Idylle und bescheidene Naturverbundenheit, aber auch Abschottung und Schutz gegen Bedrohungen von außen.
«Arzt hat ein kompaktes Stück vorgelegt, in dem der umstrittene Mythos des Heimatdichters als Schablone dient. Auf ihr werden Nationalismus, Fremdenhass, persönliche Befindlichkeiten, Komplexe und der diffuse Heimatbegriff, den so viele gefährdet sehen, mit Wortwitz verhandelt.» (Der Standard) «Arzt kann mit heiklen Themen schonungslos, aber unverkrampft umgehen und schaut dem Volk sprachgewitzt aufs Maul.» (Die Presse)
Uraufführung
15.09.2016 Schauspielhaus Graz (Regie: Nina Gühlstorff)
Weitere Erstaufführungen
Deutsche Erstaufführung 30.10.2021 Theater Lüneburg (Regie: Mario Holetzeck)
Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.