© Carl Bergmann
Wer Hunger hat soll Vögel gucken
(Leipäjonoballadi)
Aus dem Finnischen von Katja von der Ropp
variabel
In einer Gesellschaft des Überflusses, des Höher-Schneller-Weiter bleiben zweifelsohne jene zurück, deren Lebensumstände so gar nicht mit diesem Streben vereinbar sind. Sie sind die Ausgegrenzten, die Hungerleider, die (modernen) Armen, die ihre Tage mit dem Warten in den immer länger werdenden Schlangen vor der Essensausgabe verbringen, wie die Dame mit dem schiefen Backenzahn, die rothaarige Dame, der plötzlich Erleuchtete, die nicht aufhören, von einem anderen Leben zu träumen. Und dann begegnet noch die jüngste Tochter einer mittellosen Kernfamilie dem herumstreunenden Franz von Assisi, der die Menschen zu einer neuen Kargheit zu bekehren versucht. Denn sind nicht die Vögel das beste Beispiel dafür, dass der Herr alle seine Geschöpfe ernährt, und dass Hunger nicht mehr ist als ein Pseudo-Problem und Besitz den Menschen ins Unglück stürzt?
«Ein fabelhaftes Stück. (…) Eine vielstimmige Ballade des Überlebens, die in ihrer Lakonie erinnert an Kaurismäkis Filme, in ihrer Absonderlichkeit an Sorokins Roman Die Schlange, und hat doch einen ganz eigenen, kristallklaren Ton. Und: E. L. Karhu hat eine Wut.» Die mit großer Leichtigkeit und schwarzem Humor erzählten Portraits der Armut zeichnet ein bedingungsloser (Über)Lebenswille der Figuren aus, ein Festhalten am eigenen Dasein. Wenn dann noch Tipps für das perfekte ausgedachte Festmahl gegeben werden, sind das Momente, in denen «Karhu ganz hart und zynisch wird, aber es immer noch schafft, ihre Bitterkeit hinter situativer Komik zu verbergen. Fast zumindest» (Süddeutsche Zeitung).
22.08.2008 Teatteri Takomo, Helsinki (Regie: Heidi Räsänen)
Deutschsprachige Erstaufführung
09.02.2018 Theater Blaue Maus, München (Regie: Robert Spitz)
Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung