
© Dagmar Morath
Ännie
4D / 5H / Doppelbesetzungen möglich
Mit 16 verschwindet Ännie spurlos – keiner weiß, wohin, mit wem, warum. Zwei Jahre später rollt ein Polizist den Fall neu auf, und jeder projiziert auf das vermisste Mädchen eigene Wünsche und Ängste bis hin zu Verschwörungstheorien. Mal ist Ännie das hochbegabte Kind eines Akademiker-Vaters, mal die Tochter einer allleinerziehenden Mutter in prekären Verhältnissen. Auf jeden Fall aber gehörte Ännie anscheinend nirgendwo dazu, war für die einen die sozial benachteiligte Exotin, für die anderen das unheimliche und missverstandene Talent. Wurde sie Opfer eines Verbrechens, oder wandelte sie sich als radikale, gar islamistische Terroristin zur Täterin? Die Leerstelle, die Ännie hinterlässt, und die Mutmaßungen, mit denen diese gefüllt wird, verraten viel über unsere Werte und Vorstellungen, über soziale Grenzen und Zuschreibungen, denen Thomas Melle nachgeht.
«Wenn Jugendliche nicht mehr funktionieren, wenn jemand Amok läuft, abhaut, nach Syrien reist, um im Namen von Daesh zu morden, dann geht es los. Dann wird analysiert, interpretiert, gefragt, geklagt. Schwieriger ist es vorher, so lange Einsamkeit, Hass und Angst noch im Entstehen sind. Im Nachhinein spekuliert es sich besser, je weniger man über die Motive weiß. Konsequent lässt daher der Schriftsteller und Gesellschaftschirurg Thomas Melle die Jugendliche Ännie in seinem gleichnamigen Stück wortlos verschwinden. Aus den wüsten Vermutungen und Projektionen ihres Umfelds erstellt er ein scharfes und zugleich wucherndes Porträt denkfeindlicher Verhältnisse.» (Süddeutsche Zeitung)
24.11.2016 Theater Bremen (Regie: Nina Mattenklotz)
Stück-Abdruck in Theater heute 01/2017
Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung