Als Kara und Marek sich in einem verlassenen Waldstück treffen, ist die Welt um sie herum in eine seltsame Stille versunken. Leere Dörfer, ein alter Panzer und andere Dinge, die von Erwachsenen zurückgelassen wurden, zeugen noch von einer Zivilisation, die einst hier existierte. Doch nun scheint sich außer den beiden kaum noch jemand in diese unwirtliche Gegend zu verirren. Und so schließen sie sich für eine Weile zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammen, durchstreifen das Gelände auf der Suche nach Nahrung und Gegenständen, die sie für ihr neues Leben in vollständiger Autonomie gebrauchen können. Doch Kara hat nicht vor zu bleiben, ihre Rastlosigkeit steckt auch Marek an, und gemeinsam beschließen sie, sich auf den Weg zu machen, hin zu der goldenen Stadt, von der Kara gehört hat und die wie eine utopische Verheißung am Horizont glänzt. Als sich ihnen ein Soldat anschließen will, kommt Marek nach und nach dahinter, dass es nicht nur die Neugier ist, die Kara fortzieht, sondern auch ein dunkles Geheimnis, das sie verfolgt und nicht mehr umkehren lässt.
«Mal poetisch, mal packend gelingt die Uraufführung von Die goldene Stadt von Markolf Naujoks am Jungen Staatstheater Wiesbaden (Regie: Markolf Naujoks) … Im Lauf der Handlung drängt sich einem mehr und mehr der Eindruck auf, dass die beiden den Verheißungen der goldenen Stadt auf der Waldlichtung mit dem Panzer näher sind, als bei jedem Versuch, das Utopia zu erreichen … Zu der zauberhaften Stimmung, die die Inszenierung trotz aller kriegerischen Momente erzeugt, trägt nicht zuletzt die Musik von Markolf Naujoks und Kristina Gorjanowa bei … Kein Wunder, dass man beim Verlassen der Aufführung aus einer anderen Welt zurückkehrt.» (Wiesbadener Kurier)
«‹Die goldene Stadt› ist die Chiffre für eine andere Welt, sie ist ein Sehnsuchtsort, in dem sich alles findet, was die beiden Jugendlichen vermissen: Frieden, Liebe, Vertrauen, Geborgenheit … Marek will den Schutz seines Panzerverstecks nicht aufgeben, er hat sich mit seiner Situation abgefunden … Kara hingegen steht für das Prinzip Hoffnung, sie glaubt, dass es sich lohnt, Gefahren auf sich zu nehmen, die Stagnation zu überwinden. Sehr geschickt hat Markolf Naujoks diese zwei grundverschiedenen, aber sich ergänzenden Grundhaltungen auf seine Figuren verteilt. Sein Stück stellt das dystopische und utopische Prinzip nebeneinander, spielt dazu mit vielen Märchen- und Abenteuermotiven. Was real ist und was nur Vorstellung, bleibt dabei konsequent diffus. Treffen Kara und Marek wirklich auf einen verwundeten Soldaten und einen verrückten Navigator? Sind ihre Begegnungen womöglich nur Symbole für innere Vorgänge, für Ängste und Traumata? Die goldene Stadt entgeht so einer einfachen Antwort auf die Frage, ob tatkräftige Hoffnung oder passive Resignation angebracht sind.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Poetisch und packend: «Die goldene Stadt» von Markolf Naujoks uraufgeführt
Am 27. Januar 2023 war die Uraufführung von Markolf Naujoks Jugendstück «Die goldene Stadt» am Jungen Staatstheater Wiesbaden (Regie: Markolf Naujoks).