Henrik Ibsens Theaterthriller Nora regte immer wieder große Künstler:innen wie Elfriede Jelinek oder Rainer Werner Fassbinder zu einer Auseinandersetzung an. An den Münchner Kammerspielen intervenieren mit Sivan Ben Yishai, Gerhild Steinbuch und Ivna Žic nun drei wichtige Dramatikerinnen der Gegenwart in das Stück und befragen die Ikone Nora für unsere Zeit neu. Die Inszenierung nutzt die Nora-Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel.
«Gerhild Steinbuch gibt Nora vor allem am Ende eine sehr heutige – und sehr wütende Stimme: ‹Das bin ich / Nora die zwei Meter aus sich rausfährt sich von oben zusieht / Nora die endlich kapiert was das sein muss / Scham / Nora die sich nicht mehr ertragen kann / Nora die die ganze alte Welt aus sich rauskotzt› … Ein dichtes Kammerspiel einer Tragödie, die darauf fußt, dass eine Frau nie mehr sein konnte oder sollte als ein Accessoire ihres Mannes. Katharina Bach spielt diese Nora wie einen ruhenden Vulkan, unter dessen Oberfläche es aber gewaltig brodelt. Und der irgendwann genauso gewaltig explodiert.» (Die deutsche Bühne)
«Von Gerhild Steinbuch stammen exzessive, radikale, fiebertraumartige Textsequenzen, die in treibendem Rhythmus auf die infernalisch kompromisslose Eskalation der Wut zujagen, die doch eigentlich nur eines ist: ein Widerschein der Vereinzelung, ein Ausdruck für die Einsamkeit einer Unangepassten … All diese Narrative verdichten Felicitas Brucker und ihre kraftvoll changierende Hauptdarstellerin Katharina Bach zu einem tickenden Thriller, einem unruhigen Trip in die das freie Weite suchende, doch in die Enge getriebene Psyche Noras, die dem von allen Seiten aufgebauten Erwartungsdruck immer weniger standhalten kann.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung)