Elfriede Jelineks «Die Schutzbefohlenen – Was danach geschah (2024)» uraufgeführt

Am 02.06.2024 war am Schauspielhaus Bochum in der Regie von Johan Simons die Uraufführung von Elfriede Jelineks «Die Schutzbefohlenen – Was danach geschah (2024)».

Szenenfoto (c) Daniel Sadrowski
© Daniel Sadrowski

In Afrika kann jeder sein, wer oder was er will, dort arbeiten sie nichts, und wenn auch wir nichts arbeiten, was wir gewohnt sind, können wir dort noch viel weniger als nichts arbeiten. Dieser Kontinent ist wie gemacht für uns. Dort können wir uns eine Existenz aufbauen, im Niemandeland, dort stören wir keinen, außer vielleicht Afrikaner, die aber nicht zählen.

«Die Schutzbefohlenen – Was danach geschah (2024)»

Ein Treffen in einer Potsdamer Villa, dessen Personal sich aus Politik, Wirtschaft und identitären Bewegungen rekrutiert. Ein geheimer Plan wird vorgestellt: die «Remigration» von Millionen von Menschen aus Deutschland in Lager in Afrika, egal, ob diese «Fremden» Pässe besitzen, gar hier geboren wurden oder nicht. Der Plan wird jedoch publik und für Elfriede Jelinek zum Anlass, nach langer Pause eine Fortsetzung ihres 2014 begonnenen Werk-Komplexes Die Schutzbefohlenen zu schreiben und insbesondere das, was in Potsdam besprochen wurde, an den (noch) geltenden Gesetzen zu messen.

«‹Wir leben› – diese schlichte Botschaft ist heute noch weniger trivial als 2014 und Die Schutzbefohlenen – Was danach geschah (2024) eine noch dringlichere Variante des Themas … Jelinek greift Formulierungen aus dem vom Medienhaus Correctiv veröffentlichen Pressetext auf und treibt ihr sinnverwirrendes und -erhellendes Spiel damit … nicht flehend, sondern fordernd, in aller Schärfe und Deutlichkeit.» (Nachtkritik)

«Die Mühlen der Bürokratie, die menschenverachtenden Pläne zur Vertreibung, aber auch zur Veränderung unserer Rechtslage kommen auf Elfriede Jelineks eigene kunstvolle Art zur Sprache.» (Ruhr Nachrichten)

«Von Jelineks Chor darf sich auch die ‹Mitte der Gesellschaft› angesprochen fühlen … jene Wohlstandsverwahrlosten, die Freude nur empfinden, wenn sie seichte Popliebeshymnen mit ihrem dümmlichen Überlegenheitsgegröle zusätzlich verunstalten … Wie heißt es bei Jelinek? ‹Es wird Abend im Abendland.›» (Die Welt)