«Endsieg»: Jelinek goes Trump, Teil 2

Als Donald Trump im November 2016 zum 45. Präsidenten der USA gewählt wurde, schrieb Elfriede Jelinek das Stück zur Stunde: «Am Königsweg». Im November 2024 folgt mit «Endsieg» nur zwei Wochen nach der frappierend deutlichen Wahl Trumps zum 47. Präsidenten ein Nachspiel auf «Am Königsweg», das erneut in der Regie von Falk Richter am Deutschen Schauspielhaus Hamburg als «theatrale Intervention» uraufgeführt wird.

Elfriede Jelinek (c) Karin Rocholl
© Karin Rocholl

Der Herr ist da. Jetzt ist er da. Er war nie weg, jetzt aber ist er ganz da. Für uns. Willkommen! Wer bist du, der Unsterblichen Bester, der uns ruft, der uns fragt? Das muß er nicht, wir sagen brennend ja. Bis wir zu Sinnen gekommen, sagen wir halt, immer noch brennend: ja.

Elfriede Jelinek: «Endsieg»

Er ist wieder da: Radikal und mutig, mit der Macht der Intelligenz, demontiert Elfriede Jelinek in Endsieg, wie schon in Am Königsweg, die populistische Rhetorik des «neuen alten Königs». Aber noch stärker als in ihrem früheren Stück kreist ihre Aufmerksamkeit um das «Volk», die vielen Anhänger:innen, die einen vorbestraften Anführer, der keinerlei Versuche unternimmt, seine menschen- und demokratieverachtenden Absichten zu verbergen, gerade deswegen lieben und bewundern. Mit finsterem Spott zeigt Jelinek die geradezu kultische Verehrung des «Königs» als göttlich auserwählten Erlöser und konterkariert mit einem von ihr selbst so genannten «Gedicht» das tobend lärmende Wutgeheul der Trumpisten.

Nur einen Monat nach der Wahl werden Falk Richter, der bereits am Deutschen Schauspielhaus Hamburg mit großem Erfolg Am Königsweg (Inszenierung des Jahres 2018) uraufgeführt hatte, und sein Team als schnelle szenische Annäherung dieses «Gedicht» im Schauspielhaus Hamburg vorstellen: Ein Versuch, der lähmenden Depression, die sich auch in Deutschland unter Trump-Gegner:innen auszubreiten droht, etwas entgegenzusetzen.

Premiere: 06. Dezember 2024