In der Jury-Begründung heißt es:
«Extra Zero ist die Studie einer jungen Frau, die aufgrund einer Essstörung in psychiatrischer Behandlung ist. Das Stück geht jedoch weit über den Einzelfall hinaus. ‹Die mit der Pringles-Dose› steht im Zentrum des Geschehens und ist gleichzeitig Dreh- und Angelpunkt eines umfassenden Themenkomplexes, dem Elisabeth Pape bis an seine Ränder, Ursachen und Folgen nachspürt. In jedem Satz zeigt sich ihre detaillierte Beobachtung und umfangreiche, messerscharfe Recherche – von gesundem Essen über Body Positivity auf Instagram bis zum Fitnesswahn sowie von der regelkonformen psychiatrischen Behandlung bis zur institutionellen Überforderung.
Dabei ist die Form, die Elisabeth Pape wählt, keine dokumentarische: Mit stilisierter Sprache stellt sie der Protagonistin einen Chor gegenüber, aus dem sich immer wieder einzelne Figuren lösen. Der Chor ist ein Patient:innen-Chor, der wie ein antiker Chor die Handlung überschaut. Der Autorin gelingt der Spagat zwischen Funktionalität und Emotionalität; zwischen Rolle und Mechanismus ihrer Figuren. So werden ‹Strong & Beautiful› und ‹Institution› zu differenzierten Charakteren mit beseeltem Innenleben und gleichzeitiger, typisierender Distanz.
Elisabeth Pape hat einen Text für das Theater geschrieben. Fein und tiefgründig ausgestaltet, offen und immer neu lesbar – und als Stück über den Körper in der Verkörperung auf einer Bühne sicher von noch größerer Kraft und immenser Wirkung.»
Die offizielle Preisverleihung mit der Laudatio von Oliver Bukowski findet im Rahmen der diesjährigen Kleist-Festtage am 11. Oktober 2023 statt. Extra Zero wird an diesem Abend erstmals in Frankfurt (Oder) gezeigt. Die Uraufführung produziert das Staatstheater Augsburg in Zusammenarbeit mit dem Kleist Forum, die Premiere ist am 24. Juni 2023 in Augsburg (Regie: Blanka Rádóczy).