Neu im Programm: «Von privat» von Susanne Lütje und Anne X. Weber

Zur Uraufführung frei: Im Kampf um das höchste Gut des modernen Städters - zentraler Wohnraum - geht in der Komödie «Von privat» einiges zu Bruch.

Autorinnenfotos Susanne Lütje und Anne X. Weber
© Thomas Leidig

MARIUS: (zu Sophie) Sie finden also, dass wir alle keine Foie Gras mehr essen dürfen?

SOPHIE: Ich finde –

ULI : (lachend) Vielleicht sollten Sie es mal probieren? 

MARIUS: Aber das ist ja leider das Prinzip aller Ideologen. Lieber ihren Theorien zu folgen, als sich auf das Leben einzulassen. Für Genuss und Toleranz ist da kein Platz. Spaßbefreit eben.

SOPHIE: Aber ich behaupte doch gar nicht –

SILKE: (zu Uli) Ich wollte die Foie Gras ja gar nicht kaufen. Ich habe auch Probleme damit. (Zu Marius) Aber ich halte mich durchaus nicht für spaßbefreit.
 

Endlich ist die verzweifelte Suche vorbei: Die Wohnung ist ein Traum, die Lage perfekt. Doch als Marius, Anwalt in einer großen Kanzlei, freudestrahlend den Mietvertrag unterschreiben will, taucht überraschend Konkurrenz auf: die solvente Doktorandin Sophie. Da das Vermieterpaar sich nicht auf einen Favoriten einigen kann, haben Uli und Silke sich spontan zur einer finalen Entscheidungsrunde entschlossen. Die zum Greifen nahe Wohnung wieder zu verlieren, kommt nicht in Frage, und so wird das «ungezwungene Abendessen zu viert» zum Schauplatz erbittert und zugleich möglichst charmant ausgetragener verbaler Gefechte. Sowohl Marius als auch Sophie lassen nichts unversucht, um sich selbst ins beste Licht zu rücken und dabei subtil die Konkurrenz zu diskreditieren. Eine höchst komplexe Aufgabe, denn auch die Stimmung zwischen Uli, einem selbstgefälligen Architekten im Ruhestand und seiner lang duldenden und zunehmend entnervten Frau Silke ist gespannt; beide für sich einzunehmen, scheint unmöglich. Als dann noch unerwartet Sophies deutlich jüngerer und ganz und gar unpassender Freund Tim in die Runde platzt, ist sich Marius seines Sieges schon fast gewiss – ohne zu ahnen, wohin der Abend noch eskalieren wird.

Loriot und Yasmina Reza hätten ihre Freude an Lütje/Webers Gesellschaftskomödie, in der beim Kampf um den ersehnten Wohnraum mehr als nur die guten Manieren nach und nach zu Bruch gehen, bis am Ende nichts und niemand unversehrt bleibt.

Zum Stück hier entlang.

 

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