Romane von Fatma Aydemir, Daniela Dröscher und Jan Faktor auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis

Die Jury für den Deutschen Buchpreis 2022 hat die Shortlist bekanntgegeben, in der Auswahl sind mit «Dschinns» von Fatma Aydemir (Carl Hanser Verlag), «Lügen über meine Mutter» von Daniela Dröscher und «Trottel» von Jan Faktor (beide Verlag Kiepenheuer & Witsch) auch drei Romane, für die der Rowohlt Theater Verlag die Bühnenrechte vertritt.

Buchcover von "Dschinns", "Lügen über meine Mutter", "Trottel"

«Dschinns» vereint Fragen nach Identität, Geschlecht und Herkunft ebenso wie die Themen Rassismus und Diskriminierung, während gleichzeitig ein Teil jüngerer deutscher Geschichte behandelt wird, der bisher kaum in der Literatur zu finden ist.

(Jury-Begründung)

Daniela Dröscher erzählt ihre von essayistischen Einschüben unterbrochene literarische Mikrosoziologie aus der Kinderperspektive. Beendet ist die Geschichte vom nicht mehr wunschlosen Unglück der Mutter erst, wenn ein neues Spiel beginnt – das der eigenen Familie.

(Jury-Begründung)

Faktor gelingt das große Kunststück, mit einer Geschichte über Trauer Witz zu erzeugen … (Es) entsteht ein provokanter, bisweilen verstörender Schelmenroman über die Frage, «ob ein Trottel im Leben glücklich werden kann». Es ist ein Buch, das auch gnadenlose, aber sehr hilfreiche Kritik an unserer Gesellschaft übt.

(Jury-Begründung)

Wir gratulieren allen nominierten Autor:innen!

Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels jährlich zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den deutschsprachigen «Roman des Jahres». Die Preisverleihung findet am 17. Oktober statt.

Weitere Informationen finden Sie hier.

«Dschinns» von Fatma Aydemir

Fatma Aydemirs großer Familienroman – «Ihr Sound hat eine Wucht, die abwechselnd ins Herz und in die Magengrube geht.» Alena Schröder

Dreißig Jahre hat Hüseyin in Deutschland gearbeitet, nun erfüllt er sich endlich seinen Traum: eine Eigentumswohnung in Istanbul. Nur um am Tag des Einzugs an einem Herzinfarkt zu sterben. Zur Beerdigung reist ihm seine Familie aus Deutschland nach. Fatma Aydemirs großer Gesellschaftsroman erzählt von sechs grundverschiedenen Menschen, die zufällig miteinander verwandt sind. Alle haben sie ihr eigenes Gepäck dabei: Geheimnisse, Wünsche, Wunden. Was sie jedoch vereint: das Gefühl, dass sie in Hüseyins Wohnung jemand beobachtet. Voller Wucht und Schönheit fragt Dschinns nach dem Gebilde Familie, den Blick tief hineingerichtet in die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte und weit voraus.

Uraufführung: 08.07.2022 am Nationaltheater Mannheim (Regie: Selen Kara), weitere Produktionen in Vorbereitung. 

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«Lügen über meine Mutter» von Daniela Dröscher

Daniela Dröschers präzises Kammerspiel über Selbstbestimmung, Würde und Ausgrenzung.

Lügen über meine Mutter ist zweierlei zugleich: die Erzählung einer Kindheit im Hunsrück der 1980er, die immer stärker beherrscht wird von der fixen Idee des Vaters, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt bleibt: die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Und es ist eine Befragung des Geschehens aus der heutigen Perspektive: Was ist damals wirklich passiert? Was wurde verheimlicht, worüber wurde gelogen? Und was sagt uns das alles über den größeren Zusammenhang: die Gesellschaft, die ständig auf uns einwirkt, ob wir wollen oder nicht? So berührend wie klug und immer wieder umwerfend komisch schreibt Daniela Dröscher über subtile Gewalt, aber auch über Verantwortung und Fürsorge. Vor allem aber über eine starke Frau, die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen.

Frei zur Uraufführung

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«Trottel» von Jan Faktor

Ein anarchischer, tragikomischer Schelmenroman über ein Leben, in dem alles anders kam als gedacht.

Im Mittelpunkt: ein eigensinniger Erzähler, Schriftsteller, gebürtiger Tscheche und begnadeter Trottel. Und von Beginn an auch eine dunkle Spur: die des «engelhaften» Sohnes, der mit dreiunddreißig Jahren den Suizid wählen und dessen früher Tod alles aus den Angeln heben wird.
Auf den Rat einer Tante hin studiert der Jungtrottel Informatik im sozialistischen Prag, hält aber nicht lange durch. Dafür macht er erste groteske Erfahrungen mit der Liebe, langweilt sich in einem Büro für Lügenstatistiken und fährt schließlich Armeebrötchen aus. Nach einer denkwürdigen Begegnung mit der «Teutonenhorde», zu der auch seine spätere Frau gehört, «emigriert» er nach Ostberlin, taucht ein in die schräge, politische Undergroundszene vom Prenzlauer Berg, gründet eine Familie, stattet seine besetzte Wohnung gegen alle Regeln der Kunst mit einer Badewanne aus, wundert sich über die «ideologisch morphinisierte» DDR, die Wende und entdeckt schließlich seine Leidenschaft für Rammstein.
Ein wunderbar verspielter, funkelnder, immer wieder auch düsterer Text.

Frei zur Uraufführung

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