Gerhild Steinbuchs Hörspiel Wolfwelt über nationalistische Gewalt, entstanden als Produktion von Deutschlandfunk Kultur (Regie: Henri Hüster), ist eines von insgesamt 12 Hörspielen der ARD, des Deutschlandradios sowie von ORF und SRF, die bei den ARD-Hörspieltagen um den Deutschen Hörspielpreis der ARD konkurrieren. Über die Vergabe entscheidet eine fünfköpfige Jury unter der Leitung der Vorsitzenden Jenni Zylka. Die Entscheidung über den:die Gewinner:in trifft die Jury in einer nicht-öffentlichen Sitzung. Das prämierte Stück und die Begründung der Jury werden am 12. November bekannt gegeben.
Wolfwelt handelt vom Verschwinden: dem Verschwindenlassen von Geschichte und Verantwortung und dem Verschwindenwollen jener, die sich ausnahmsweise ans Tätersein erinnern. Wölfe ziehen durch eine Welt im Ausnahmezustand, und es ist nicht sicher, ob der Wolf einer ist, der in den Straßen mordet, einer, der mit Prinzenfrisur roh-bürgerliche Reden schwingt, oder einer, der sich in seinen Körper einpanzert, weil er die Angstwelt nicht mehr erträgt.
Vielleicht sind die eigentlichen Wölfe ja auch jene, die sich einheimeln im Flausch und das Erinnern leid sind: Akteure des Gedächtnistheaters, die Richard von Weizsäckers Rede zum Kriegsende von 1985 ein bisschen zu wörtlich nehmen und aus dem Glauben an die eigene Befreiung von Täterschaft und Schuld den unbedingten Glauben an die sogenannte Leitkultur ableiten. Mit viel Fantasie, Poesie und scharfem Realitätssinn begegnet Gerhild Steinbuch in einem akustischen Albtraum Formen und Sprache von neuer und gestriger Gewalt in unserer Gesellschaft.
Alle nominierten Hörspiele sind bis zu den Hörspieltagen online abrufbar. Hier geht es zur Playlist.