Mark Ravenhill
Mark Ravenhill, 1966 in Haywards Heath (West Sussex) geboren, studierte am Drama Department der Universität Bristol, war freier Regisseur und einige Jahre Literary Director (Chefdramaturg) der Paines Plough Theatre Company. Seine ersten eigenen Stücke Fist und His Mouth (beide 1995) wurden an mehreren Londoner Fringe Bühnen und am Off-Off-Broadway gezeigt. Für BBC Radio erarbeitete er außerdem Hörspielfassungen von Wedekinds Lulu und Ostrowskijs Tolles Geld. Sein Hörspiel Feed Me (2000) wurde 2001 auch auf Deutsch vom Schweizer Radio DRS produziert.
Ravenhills erstes abendfüllendes Stück Shoppen & Ficken hatte 1996 auf der Studiobühne des Londoner Royal Court Theatre Uraufführung. Nach einer nationalen Tournee kehrte es 1997 noch einmal auf die große Bühne des Royal Court Theatre zurück und hatte anschließend zwei ausverkaufte Laufzeiten im Londoner West End. Die deutschsprachige Erstaufführung war 1998 an der Baracke des Deutschen Theater Berlin in der Regie von Thomas Ostermeier; das Stück wurde im selben Jahr zum Theatertreffen Berlin eingeladen und in der Kritikerumfrage von Theater heute zum besten ausländischen Stück des Jahres gewählt.
Weitere Stücke von Mark Ravenhill seither: Faust ist tot (1997), Sleeping Around (geschrieben zusammen mit Hilary Fannin, Stephen Greenhorn und Abi Morgan, 1998), Das Baby oder Wie wichtig es ist, jemand zu sein (1998), Gestochen scharfe Polaroids (1999; 2000 Gastspiel bei der Bonner Biennale), Mother Clap’s Molly House (mit Musik von Matthew Scott, 2001; 2002 Wechsel der Produktion vom National Theatre ins Londoner West End).
2005 zeigte Mark Ravenhill beim Edinburgh Festival erstmals seinen Monolog Das Produkt, mit dem er im selben Jahr auch am Royal Court Theatre zu sehen war und außerdem international gastierte (in Deutschland an der Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin, und bei der Theaterbiennale des Staatstheaters Wiesbaden).
2006 wurden gleich vier Ravenhill-Stücke uraufgeführt: Der Schnitt (mit Ian McKellen in der Hauptrolle), das Jugendstück Gemeinschaftskunde (entstanden für das NT Shell Connections Programme), Pool (Kein Wasser) (geschrieben für die Performance-Gruppe Frantic Assembly) sowie die „Panto“ Dick Whittington and His Cat.
Im Sommer 2007 zeigte Ravenhill unter dem Titel „Ravenhill for Breakfast“ jeden Tag beim Edinburgh Festival ein Kurzstück; die daraus entstandenen, miteinander verbundenen „Minidramen“ hatten 2008 unter dem Titel Shoot / Get Treasure / Repeat in London Uraufführung, verteilt auf mehrere Tage und Theater.
2009 folgten die Stücke Over There (als Auftragswerk und Koproduktion der Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin, mit dem Londoner Royal Court Theatre), Nation (nach dem gleichnamigen Roman von Terry Pratchett) und A Life in Three Acts (zusammen mit Bette Bourne), das beim Edinburgh Festival Premiere hatte, anschließend ans Soho Theatre, London, transferierte und zahlreiche internationale Gastspiele hatte.
2011 inszenierte Mark Ravenhill Monteverdis Oper Die Krönung der Poppea am Londoner King’s Head Theatre, für die er zudem ein neues Libretto schrieb. Im selben Jahr hatte beim Edinburgh Festival der Song-Zyklus Ten Plagues in einer Solo-Performance von Marc Almond Uraufführung; der Zyklus erschien 2014 auch auf CD.
2012 war Ravenhill Writer-in-Residence bei der Royal Shakespeare Company, für die er u. a. eine Neuübersetzung von Bertolt Brechts Leben des Galilei erarbeitete und wo 2013 außerdem seine Neufassung von Voltaires Candide uraufgeführt wurde.
Von 2013 bis 2016 lief auf ITV seine Sitcom Vicious mit Ian McKellen und Derek Jacobi in den Hauptrollen.
2018 wurde – nach längerer Theaterpause – sein Stück Der Stock am Royal Court Theatre uraufgeführt sowie 2019 seine Musical-Adaption von David Walliams Kicker im Kleid bei der Royal Shakespeare Company, mit Musik und Songtexten von Robbie Williams, Guy Chambers und Chris Heath.
Im März 2021 produzierte das Royal Lyceum Theatre, Edinburgh, auf seiner Audioplattform Sound Stage Ravenhills autobiographisches Hörspiel Angela.
Außerdem schreibt Mark Ravenhill, der in London lebt, regelmäßig für den Guardian, bei dem er eine Zeitlang auch Kolumnist war.