Archiv der Tränen

Archiv der Tränen

English
Besetzung

variabel, mind. 2D / 2H

Ein dunkler Archivraum, an dessen Wänden sich Exponate stapeln, die nicht weniger als Dokumentation menschlicher Emotionen sind: Tränen in allen nur erdenklichen Formen. Sie sind hier als Flüssigkeit konserviert, als Salz getrocknet, als Text, Ton oder Klang aufgearbeitet. Inmitten dieser Kostbarkeiten sitzt eine alte Archivarin, längst selbst mit dem Raum verwachsen, deren Leben seit jeher den Tränen gewidmet ist. Zusammen mit ihrem Mitarbeiter Fiume versucht sie mit größter Leidenschaft und Akribie, der Flüchtigkeit des Weinens etwas entgegenzuhalten. So werkelt sie an rätselhaften Apparaturen, Tränenzentrifugen, Bandmaschinen und Phiolen, die es vermögen, diese zutiefst emotionale Regung zu verzeichnen und für die Nachwelt zu erhalten. Das Archiv wird so zu einem Raum der Erinnerung, in dem alles schon Dagewesene fortlebt und der sich stets erweitert. Denn immer mehr Besucher:innen kommen, um das eigene Geweinte hier zu deponieren. Dabei gilt es, auch die Unvollkommenheit auszuhalten, dass ein einzelnes Exponat nie umfassend Zeugnis ablegen kann über die Geschichten, die an dessen Rändern liegen, dass manches immer nur Ahnung bleibt. Bis die Flut an Tränen kaum noch zu bewältigen ist und das Archiv selbst zu sprechen beginnt.

Magdalena Schrefel erfindet einen fantastischen Kosmos voller Eigenleben und voller Gegensätze: Die Regale bersten vor Tränen und sind doch nie ausreichend gefüllt, die Stille hier ist beinahe magisch, und doch spricht alles, was hier gesammelt ist. Das Einzige, was in diesem Archiv zum Stillstand kommt, ist die Zeit selbst – und die öffnet damit einen beinahe ewigen Raum des Erzählens.

Uraufführung
03.02.2023 Residenztheater (Marstall) München (Regie: Elsa-Sophie Jach)

Auftragswerk für das Residenztheater München

Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.

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