© Reinhard Werner
Der neue Himmel
3D / 3H
Das Autorenduo Nolte Decar schildert eindrücklich und dabei mit lakonischem Witz, wie sich ein zunehmend automatisierter, computergesteuerter, vermeintlich «sauberer» Krieg in den Alltag einschleicht. Zunächst umrundet das Stück in einer Reihe von kurzen Szenen einmal den Globus: In der Südsee untersucht eine Kommissarin die Explosion einer Yacht und bekommt von einem Maori rätselhafte Antworten. In Kolumbien findet der holprige Flirt zweier Teenager dummerweise in einem Bus wenige Sitzreihen vor einem Drogenboss statt, während in Alaska überhaupt nichts passiert. Das meinen jedenfalls zwei aufmüpfige Backfische, die von Verschwörungstheorien um die CIA ja nun mal gar nichts halten. Ein Gefühl latenter Bedrohung macht sich breit, und spätestens wenn in Indien vom politischen Engagement eines Bollywood-Stars die Rede ist, kann man sicher sein, dass auch diese Szene mit einem großen Knall endet. Der zweite Teil führt zurück in das Kernland der Kolonisation und in die gute alte Welt der Salonkomödie. Auf dem altehrwürdigen Landsitz von Lady Grimshaw wendet sich plötzlich bei Sherry und Wackelpudding die Inkarnation weltpolitischer Händel gegen die Repräsentanten der gutbürgerlichen Gesellschaft.
«Das Stück zieht einen tiefschwarzen Humor aus der Andeutung eines zerstörerisch agierenden, globalen Gesamtzusammenhangs gegenüber einer durchökonomisierten und geistig banalisierten Welt.» (Der Freitag) «Am Schluss entpuppt sich alles, was bisher geschah, als sarkastisch kaschierte Wehklage um eine Welt, in der eben kein Himmel ‹still die Erde küsst›.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
26.06.2015 Schauspielhaus Zürich in Koproduktion mit dem Deutschen Theater, Berlin (Regie: Sebastian Kreyer)
Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.