Die Nacht, als Laurier erwachte

Seit Jahren hat Mireille keinen Fuß mehr in die kleine Provinzstadt gesetzt. Als Bestatterin ist sie ein Star. Prominente, Mafiabosse, Diktatoren – ihnen allen verleiht sie nach deren Tod ein so unschuldiges und friedvolles Aussehen, dass sämtliche Verfehlungen dahinter verblassen. Überall in der Welt ist sie unterwegs, doch jetzt, zur Beerdigung ihrer eigenen Mutter, lässt sie es sich nicht nehmen, selbst Hand an die Tote zu legen. Ihr plötzliches Auftauchen versetzt die Stadt ebenso wie ihre Familie in Aufruhr. Ihre drei Brüder haben ihren Heimatort nie verlassen, von ihren Sorgen und Nöten – Denis’ Scheidung, Juliens Entzug, Éliots Drogenproblemen – hat Mireille sich ferngehalten. Und auch jetzt scheint sie wenig daran interessiert, die Gräben zwischen den Geschwistern zu überbrücken. Im Gegenteil: Nun, da sie sich ihrer Familie nicht länger entziehen kann, entschließt sie sich, endlich reinen Tisch zu machen. Denn seit ihrer Kindheit wird das Leben der Familie von einem schrecklichen Vorfall überschattet. Aber was geschah wirklich in der Nacht, in der die kleine Mireille in Laurier Gaudreaults Zimmer schlich? Lügen, Scham und Schuld haben bei jedem der Geschwister ihre Spuren hinterlassen, die auch die geübtesten Hände nicht übertünchen können.