© Karin Rocholl
Die Straße. Die Stadt. Der Überfall.
variabel, mindestens 2 Darsteller:innen
In der Münchner Maximilianstraße feiert sich die Welt des Luxus und der Mode. Es herrscht das Diktat des schönen Scheins, das Schimmern der Fassaden, deren vorgebliche Einmaligkeit heute jedoch oft nur noch ein Abglanz vergangener Zeiten ist. Identitätsstiftende Originale wie der Modezar Rudolph Mooshammer, bei dessen Beerdigung damals die Münchner Schickeria demonstrativ fehlte und der in Jelineks Stück als Untoter eine anrührende Coda spricht, sind verschwunden und wurden abgelöst von global agierenden Labels, geleitet von Designern, die längst nicht mehr sie selbst sind: Dior nicht mehr Dior, Jil Sander nicht Jil Sander (die es in Bälde aber womöglich wieder ist), und war Max Mara je eine real existierende Person? Ein Zersetzungsprozess hat begonnen, der auch den Einzelnen erfasst, und vielleicht ist ja sogar die Stadt, in der die Straße liegt, bloß eine Schimäre – obwohl sie nach eigener Auskunft leuchtet und obwohl sie das Leben ihrer Bürger spürbar lenkt. Denn am Ende der Maximilianstraße steht der Landtag, und der dringt per Gesetz bisweilen in das Haus, überfällt einen mit Forderungen und mischt sich ins Private.
Auf Anregung der Münchner Kammerspiele für deren Jubiläumsspielzeit zum 100-jährigen Bestehen flaniert Elfriede Jelinek in Die Straße. Die Stadt. Der Überfall. durch Münchner Passagen und schildert als vertraute Fremde ihre sehr persönliche Sicht der Stadt.
27.10.2012 Münchner Kammerspiele (Regie: Johan Simons)
Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.