© Karin Rocholl
Eschenliebe
Ein Stück für einen Schauspieler und einen Baum
1H
Luc Teichmann arbeitet bei einer Versicherung, wo er tagein, tagaus «Schadakten» prüft in einer Welt, deren Schäden ständig größer werden und die eigentlich kaum mehr versicherbar ist. Das Verhältnis zu seinen Kolleginnen und Kollegen ist eher distanziert. Um sie sich vom Leib zu halten und nicht als Einzelgänger aufzufallen, erzählt Luc oft Geschichten, die er beim Tram-Fahren aufgeschnappt hat, und gibt sie als seine eigenen Erlebnisse aus. Dass er in Wahrheit seit einiger Zeit verliebt ist in einen Baum, eine Esche am Stadtrand, die er zärtlich Ash nennt, verschweigt er seinem Umfeld – zu groß ist die Angst, auf Unverständnis, Spott oder gar Ablehnung zu stoßen. Gleichzeitig kreisen sein Denken und Fühlen nur noch um Ash, die in Gefahr ist. Der Sommer ist heiß und trocken, «Sahara-Staub» weht durch die Straßen, und Ash verliert viel zu früh ihr Laub. Jede Nacht schleppt Luc zwei Eimer Wasser zu ihr, im Bemühen, sie zu retten. Dabei begegnet ihm ausgerechnet sein Kollege Albert, und Luc gerät in Erklärungsnot. Soll er sich Albert gegenüber «outen» und womöglich einen Skandal riskieren oder seine «Neigung» weiter für sich behalten?
«Ein Mann wie ein Baum» ist eine gesellschaftlich anerkannte Redewendung. Aber gilt das gleiche auch für «Ein Mann, verliebt in einen Baum»? Geschlechterrollen, sexuelle Identität, soziale Zwänge und ökologische Katastrophen: Mit leichter Hand verwebt Theresia Walser in ihrem Monolog schwere Themen zu einer tragischen «Comédie humaine», die tradierte Wahrnehmungsmuster gründlich hinterfragt.
«Mal dramatisch, mal sinnlich, mal verzweifelt nimmt (Theresia Walser) die Zuschauer mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt, die zwischen absurden Beschreibungen und parabelhaften Bildern für Toleranz fein oszilliert.» (Theater heute)
«Walsers dichter und pointierter Text stellt vor dem Hintergrund des Klimawandels den Menschen subtil, vielschichtig und schillernd mitten hinein in seinen Zwiespalt zwischen Natur- und Kulturwesen.» (Theater der Zeit)
Uraufführung
24.08.2023 Kunstfest Weimar in Koproduktion mit Fundamental, Luxemburg, und Les Théâtres de la Ville de Luxembourg (Darsteller: Steve Karier, Regie: Daliah Kentges)
Auftragswerk für das Kunstfest Weimar und Fundamental, Luxemburg
Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.