© privat
Familienszenen
(Semeynie szeni)
Deutsch von Olaf Kühl
2D / 5H
Fünf lange Jahre war Nikolaj im Krieg. Als er mit 35 nach Hause entlassen wird, findet er sich im zivilen Leben nicht zurecht. Seine Frau, Irina, ist ihm fremd geworden, und es scheint ihn nicht einmal zu stören, dass sie während seiner Abwesenheit zahlreiche Affären hatte, zuletzt mit Sergej, einem jungen Biologielehrer, der nach wie vor hoffnungslos in sie verliebt ist. Irina wiederum verzweifelt am Desinteresse ihres Mannes, seinem Schweigen, seinem Gleichmut. Lediglich zu Wanja, seinem 12-jährigen Sohn, kann Nikolaj noch eine Art Verbindung aufbauen. Umgekehrt ist Wanja fasziniert von seinem unbekannten Vater, der ein erklärter Einzelkämpfer ist, zu abrupten Wutausbrüchen und Halluzinationen neigt und der ihm beibringt, wie man beim Boxen seinem Gegner den Todesstoß versetzt. Normalität kann sich in dieser Gemengelage und dem anhaltenden Brodeln von Angst und Aggression kaum einstellen – und dann ist eines Tages Nikolajs Armeewaffe verschwunden, und jemand feuert vom Dach des Hauses Schüsse ab ...
Mit fast forensischer Genauigkeit spürt Anna Jablonskaja den vielfältigen Erschütterungen nach, die ein Krieg in einer Gesellschaft nach sich zieht. Ihren Blick richtet sie dabei nicht allein auf den traumatisierten Soldaten, der in Familienszenen nicht selbst die tickende Zeitbombe ist, sondern eher den Zündstoff liefert, der die anderen, Daheimgebliebenen zur Explosion bringt.
14.03.2015 Landestheater Niederösterreich, St. Pölten (Regie: Sarantos Zervoulakos)
Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.