© Galiani Verlag
Jelisaweta Bam
Deutsch von Alexander Nitzberg
2D / 3H, größere Besetzung möglich
Jemand hämmert an Jelisaweta Bams Tür: Draußen stehen zwei Männer, die sie verhaften wollen. Doch gerade als sie beginnen, die Tür aufzubrechen, endet die mit „Realismus, Melodram” überschriebene erste Szene und Szene 2, „Realismus, Komödie” beginnt. Schlagartig ändert sich die Stimmung, unter den Herren draußen entbrennt ein heftiger Streit – Szenenwechsel. Szene 3, „Absurde Komik, naiv”: Die Besucher haben ihre Mission völlig vergessen und führen alberne Zaubertricks vor. Im wilden Schweinsgalopp wechseln die Szenen und mit ihnen die Genres – bis in der vorletzten Szene 18 die Ausgangssituation wieder hergestellt ist: Jelisaweta Bam wird tatsächlich verhaftet und abgeführt, für einen Mord, der zu Beginn des Stücks noch gar nicht geschehen war. Statt eines Entkommens vergönnt ihr das Stück nur eine Schlussszene - „Kadenz, opernhaft”.
20 Jahre vor den absurden Theaterstücken Ionescos und Becketts entzieht Daniil Charms in Jelisaweta Bam dem Zuschauer alle Verlässlichkeiten und evoziert im dauernden surrealen Wandel den Widersinn des Geschehens. Charms schrieb Jelisaweta Bam für die Theatersektion der Avantgarde-Gruppierung Oberiu, die das Stück im Januar 1928 unter seiner Regie uraufführte. In ihrer Deklaration heißt es: „Die dramaturgische Handlung des Stücks wird von vielen quasi nebensächlichen Themen verwackelt ... darum wird der Zuschauer in der dramaturgischen Handlung keine klare narrative Linie erkennen, (denn diese glimmt gleichsam dahinter), dafür aber eine szenische Handlung, die sich mit Sturmgewalt aus allen Elementen unseres Spektakels heraus entwickelt.”
Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen zur Verfügung. Über die Merkliste können Sie ein Ansichtsexemplar bestellen. Ein Formular zur Anfrage der Aufführungsrechte finden Sie in unserem Servicebereich.