Ralf

Ralf

Die Abenteuer von 60 Minuten

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Besetzung

2D / 3H

Ein Raumschiff stürzt ab, aus den Trümmern rettet sich ein Fremder. Eine Familie versteckt ihn vor neugierigen Blicken. Als in den späten 1980ern Alf über die Bildschirme flimmert, ist die Welt (zumindest im Kleinen) noch in Ordnung. Zwar dürfen natürlich die Behörden nichts von dem Besuch aus dem All erfahren, aber einen zotteligen Weltraumanarchisten kann eine solide amerikanische Familie ohne Weiteres verkraften.

Deutschland, 2010er Jahre. Die Zuschauer von damals sind erwachsen geworden, und von der stabilen Zuversicht, die die TV-Serien ihrer Kindheit versprachen, ist wenig übrig geblieben. Als Ralf im Garten der Tanners bruchlandet, nehmen ihn diese daher zwar zögernd bei sich auf – aber bleiben darf er vor allem, weil seine Schwarzarbeit die Miete zahlt, die Willie, erfolgloser Autor, längst nicht mehr aufbringen kann. Für Willies Frau ist der Neuankömmling nur ein weiterer Baustein zu ihrem gescheiterten Leben; ihre beiden Teenager bewegen sich längst unerreichbar in ihren eigenen Welten aus nächtlichen Verabredungen und Internet. Statt wie sein «Vorgänger» Schwung in ein biederes Vorstadtleben zu bringen, bleibt Ralf nichts, als in einem Dschungel aus unsicheren Jobs und Online-Dating nach einem Rest Verbindlichkeit zu suchen.

Lisa Danulats bitter-komisches Stück zeigt die Überforderung einer prekären Generation, die verstört feststellen muss, dass Glücksversprechen unerfüllt bleiben, auf den Sozialstaat kein Verlass ist und Selbstverständlichkeiten brüchig sind – schlechte Zeiten für einen Fremden, der hier eigentlich nur leben will.

Uraufführung
20.08.2016 Staatsschauspiel Dresden (Regie: Sapir Heller)

Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.