© Karin Rocholl
Über Tiere
variabel
„Sobald man sich aufgibt, im Hinblick auf einen Anderen, der das Andere schlechthin ist, schluckt die Welt ... einen auf, und man ist fort“, sagt im ersten Teil von Über Tiere eine Frau, die sich als heillos Liebende gegen das Verschwinden wehrt. Sie versucht, einen Ort für sich zu finden, und gerät dabei ständig „außer sich“, denn die Sprache widersetzt, zersetzt, entzieht sich, bietet viele, aber nicht die passenden Worte für das Verlangen der Frau, die man nie sieht, „weil ich da bin und gleichzeitig weg. Wieso kann ich das nicht besser sagen?“
Ein grelles Licht auf eine Möglichkeit, in der Welt zu bleiben, wirft der zweite Teil des Stücks, der auf realen Abhörprotokollen eines Wiener „Begleitservice“ basiert. Männerstimmen verlangen darin „frische Ware“ (meist aus Osteuropa) und preisen (im doppelten Wortsinn) die Vorzüge einzelner Mädchen, versehen sie mit Kürzeln wie „CIF“ für „Come in Face“, „CIM“ für „Come in Mouth“. Was an sexuellen Unterwerfungsgesten im Monolog der Frau nur angedeutet wurde, stülpt sich nun radikal nach außen und verschafft sich in Jelineks kleinem Bestiarium geradezu monströs Gehör. So genau hatte man den Anderen gar nicht kennen lernen wollen.
04.05.2007 Burgtheater (Kasino) Wien
Regie: Ruedi Häusermann
Weitere Erstaufführungen
Niederländische Erstaufführung: 15.04.2010 Het Nationale Toneel, Den Haag (Übersetzung: Tom Kleijn, Regie: Susanne Kennedy)
Polnische Erstaufführung: 19.01.2008, Teatr Polski, Bydgoszcz (Übersetzung: Karolina Bikont, Regie: Lukasz Chotkowski)
Griechische Erstaufführung: 19.03.2012 Art Theatre (Theatro Technis) / Ipogio Theatre, Athens (Ü und Regie: Alexis Atlatis)
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Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.
Elfriede Jelinek
Über Tiere