© Joseph Strauch
Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden
Das Ende der Serie
variabel, mind. 1D
Wie fühlt es sich an, wenn ganz am Schluss das Leben, das man geführt hat, noch einmal an einem vorbeirauscht und sich nur Erinnerungen einstellen, die wenig beeindruckend sind? Was ist geblieben von den Sehnsüchten und Plänen, den Liebesbeziehungen, Freundschaften und Zweck-Allianzen, den Kämpfen gegen «das System» – von dem man unbemerkt doch stets ein Teil war? Und wie ernüchternd ist die Erkenntnis, dass die Welt, die man grundlegend verändern wollte, sich nach dem eigenen Verschwinden unverändert weiterdrehen wird? Gibt es für all das Schuldige?
Ein spektakulärer Abgang, ein finaler Akt des Widerstands steht am Anfang vom Ende der Stück-Serie, die Sibylle Berg mit Und jetzt: die Welt! oder Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen begonnen und mit Und dann kam Mirna und Nach uns das All fortgeschrieben hat. Nun zieht ihre «Anti-Heldin» Bilanz, mal sarkastisch, mal melancholisch, und besonders schmeichelhaft fällt sie für niemanden aus. Auch wenn die Hoffnung bekanntlich zuallerletzt stirbt.
«Obwohl heute überall getönt wird, dass Frauen endlich die gleichen Rechte wie Männer haben müssten, ist diese Forderung längst nicht durchgesetzt. Das findet und zeigt so wortmächtig wie effektvoll, so wütend wie lakonisch Sibylle Berg in ihrem neuen Stück … Ihre private wie allgemeine Abrechnung ist voller ‹unendlicher Traurigkeit›, aber beschwingt und sinnlich und schön zum Ausdruck gebracht: famoses Theater mit existenziellem Dringlichkeitsfaktor.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
«Wie üblich bei Sibylle Berg funkelt der Text voller scharfzüngiger Bemerkungen und luzider Beobachtungen. Die Figur aus Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden ist die gealterte Version der girliehaft aufstampfenden jungen Frauen, die 2013 die Bühne des Maxim Gorki Theaters enterten und mehrere Preise abräumten.» (Das Kulturblog)
«Vier Frauen teilen sich den Text eines aufsplitternden Chores. Es spricht nicht nur eine Einzelne zu uns, schließlich geht es um Strukturprobleme der Ungleichbehandlung, um weibliche Rollenmuster in einer patriarchalen, ja neoliberalen Gesellschaft … Aber trotz der Tiefschläge Sibylle Bergs gegen die Männerwelt – und erst recht trotz ihrer Schärfe und Rücksichtslosigkeit gegen die anpassungsfreudigen, pseudofeministischen, erfolgs- und konsumvergifteten Geschlechtsgenossinnen (was für ein Wort!) – machen diese Abende sehr viel Freude.» (Berliner Zeitung)
«Bergs neues Theaterstück unternimmt nicht weniger als eine finale Abrechnung mit so ziemlich allem … Hinter den Sarkasmen schimmert immer so etwas wie eine warmherzige Melancholie durch … Es geht eher um einen Frontalangriff. Und der ist bei aller Misanthropie ausgesprochen lässig, selbstironisch und überbordend.» (Süddeutsche Zeitung)
«Immer wieder ergeben sich starke, eindringliche Momente, zärtliche, sehnsüchtige Rückblicke, Dokumente eines schmerzhaften Scheiterns an inneren und äußeren Umständen. ‹Und dann fällt mir nicht ein, was ich hätte anders machen können›, heißt es einmal wie nebenbei. Und das ist dann vielleicht der schlichteste, stärkste, wahrste Satz des Abends.» (Deutschlandfunk Kultur)
Uraufführung
24.10.2020 Maxim Gorki Theater, Berlin (Regie: Sebastian Nübling)
Weitere Erstaufführungen
Tschechische Erstaufführung 15.01.2022 Divadlo Letí, Prag (Übersetzung: Helena Eliasová, Regie: Adam Svozil)
Chinesische Erstaufführung Oktober 2022 Peking University (Übersetzung: Mao Mingchao)
Belgische Erstaufführung 19.10.2022 Ensembletheater Antwerpen (Übersetzung: Maaike van Rin, Regie: Marie Pien / Xandry van den Besselaar)
Norwegische Erstaufführung 19.04.2024 Nationaltheatret, Oslo (Übersetzung: Elisabeth Beanca Halvorsen, Regie: Mari Vatne Kjeldstadli)
Stück des Jahres 2020
Stück-Abdruck in Theater heute 10/2020
Chinesisch
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Norwegisch
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Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung