Waisen

Plötzlich steht Liam in der Tür, blutüberströmt. Draußen sei ein Mann überfallen worden, ein Ausländer. Er, Liam, habe ihm nur helfen wollen, doch dann sei der Mann weggerannt. Helen, Liams Schwester, und ihr Mann Danny hatten eigentlich einen romantischen Abend zu zweit verbringen wollen. Nun aber dringt die Straße in ihr Haus. Danny will die Polizei rufen. Helen, die seit dem frühen Tod der Eltern eine Art Mutterersatz für Liam ist, hindert ihn daran. Warum?, beginnt Danny sich zu fragen und ahnt noch nichts von dem Horror, der auf ihn wartet.

Kühl und knapp bringt Dennis Kelly die bürgerliche Welt, wie wir sie kennen, zum Einsturz. «Stein um Stein wird Liams Lügengebäude abgetragen, doch in diesem schmerzhaften Prozess der Wahrheitsfindung verstricken sich alle Beteiligten immer tiefer in Mitschuld. Grausam-genüsslich zieht Kelly die Schraube an, bis die Geschichte ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat ... Zurück bleiben: eine zerstörte Ehe, eine zerstörte Familie und ein zerstörter Mann. Und ein messerscharfer Thriller über gesellschaftliche Entsolidarisierung und die Wiederkehr der Gruppenmoral.» (Süddeutsche Zeitung)
«Wie Simon Stephens beschäftigt sich auch Kelly mit dem Gedanken, dass ein Gewaltakt die Reaktion auf eine gefühlte existenzielle Benachteiligung ist ... Er spannt ein Netz soziopolitischer Fragen (und) verhandelt im trauten Dreierkreis, wie weit Loyalität gehen kann und darf. Was Familie heißt, im genetischen und weiteren gesellschaftlichen Sinne. Inwieweit und für wen oder was wir heutzutage Verantwortung übernehmen. Wie destruktiv die Angst vor ‹dem anderen› ist.» (Theater heute)
«Kelly ist der abgründigste unter den Gegenwartsdramatikern. Ständig zieht er seinen Figuren – und uns – den Boden unter den Füßen weg. In Waisen ist er in Bestform.» (The Guardian)