Seit Jahren hat Mireille keinen Fuß mehr in die kleine Provinzstadt gesetzt. Als Bestatterin ist sie ein Star. Überall in der Welt ist sie unterwegs, doch jetzt, zur Beerdigung ihrer eigenen Mutter, lässt sie es sich nicht nehmen, selbst Hand an die Tote zu legen. Ihr plötzliches Auftauchen versetzt die Stadt ebenso wie ihre Familie in Aufruhr. Ihre drei Brüder haben ihren Heimatort nie verlassen, von ihren Sorgen und Nöten hat Mireille sich ferngehalten. Und auch jetzt scheint sie wenig daran interessiert, die Gräben zwischen den Geschwistern zu überbrücken. Im Gegenteil: Nun, da sie sich ihrer Familie nicht länger entziehen kann, entschließt sie sich, endlich reinen Tisch zu machen. Denn seit ihrer Kindheit wird das Leben der Familie von einem schrecklichen Vorfall überschattet. Aber was geschah wirklich in der Nacht, in der die kleine Mireille in Laurier Gaudreaults Zimmer schlich?
«Michael Letmathe, der schon die deutschsprachige Erstaufführung von Tom auf dem Lande von Michel Marc Bouchard auf die Bühne brachte, hat dieses Figurentableau mit sehr sicherer Hand angeleitet … Sehr dicht entspinnt sich dieses Familiendrama. Dazu trägt die Regie von Letmathe bei, aber auch das Spiel des Ensembles, eine beeindruckende Teamleistung. Das Publikum würdigte diese ganz kraftvolle Inszenierung mit lautstarkem und ausdauerndem Beifall.» (Göttinger Tageblatt)
«Ein fesselndes Changieren zwischen Vertuschen und Offenbaren … Mit zunehmender Dauer wird die emotional desolate, psychisch labile Verfasstheit des Personals differenzierter gestaltet, bis die persönlichen Traumatisierungen zur Sprache kommen – als Erklärungen, warum die Geschwister so problematische Erwachsene wurden … Ein Gruppenbild des Scheiterns am offenen Umgang mit Homosexualität … Die Inszenierung (thematisiert) pointiert, wie unterdrückte Geschlechtsidentität und verpasste Selbstfindung ganze Familien dysfunktionalisieren können.» (die tageszeitung)
«Scham, Wut, Schuld und lang vergrabene Geheimnisse … Unverarbeitete Traumata, Drogenprobleme und Homophobie (treten) zu Tage und mischen sich in Die Nacht, als Laurier erwachte unter der Regie von Michael Letmathe zu einer makaberen Mischung aus Witz, Ehrlichkeit und der Erforschung menschlicher Abgründe … Die Mischung aus Humor und hartem Ernst hinterlässt einen bleibenden Eindruck … Erschreckend realistisch (erzählt das Stück) von defekten Familienbeziehungen und der Gefahr von Lügen und Geheimnissen.» (Kulturbüro Göttingen)
Xavier Dolans Miniserien-Verfilmung von Die Nacht, als Laurier erwachte war international erfolgreich, wurde 2023 auf dem Sundance Filmfestival gezeigt und lief in Deutschland in der ARD.
Deutschsprachige Erstaufführung
14.12.2024 Deutsches Theater Göttingen (Regie: Michael Letmathe)
«Eskalierendes Familientreffen»: «Die Nacht, als Laurier erwachte» von Michel Marc Bouchard erstaufgeführt
Am 14.12.2024 war am Deutschen Theater Göttingen die deutschsprachige Erstaufführung von «Die Nacht, als Laurier erwachte» (Übersetzung: Frank Heibert) in der Regie von Michael Letmathe: «Ein Well-made-Kammerspiel-Psychodrama … vor morbidem Hintergrund.» (Nachtkritik)
Wenn da was kaputt ist, dann kannst du es zusammenkleben, so viel du willst, der Riss wird immer bleiben.