«Alle Figuren des Stückes ringen in irgendeiner Weise mit dem Verlust einer geliebten Person. Aber wie immer umgibt sie (bei Stephens) auch eine Leichtigkeit und ein Lebenshunger, in die die Schauspieler sich in kurzen Dialogen hineinwerfen können … Der Tod wirkt (hier) nicht ganz schwarz, sondern wie etwas, das man gemeinsam begehen kann und wobei man, wenn man Lust darauf hat, auch eine verspiegelte Sonnenbrille tragen kann.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
«Fein gezeichnetes, reichhaltiges Schauspielertheater. Es zeigt, dass Stephens’ melancholische, frei fliegende Dialoge vielleicht über Abgründe hinweghelfen können. Nicht narkotisch betäubend, sondern temporär schmerzstillend. Goerdens leise, präzise, lebensweise Regie schafft beklemmende wie tröstliche Momente. So gelingt es, aus einem Text über den Tod viel Zuversicht zu zaubern.» (Theater der Zeit)
«Die Regie setzt Simon Stephens’ philosophische Expeditionen durch die Stadt- und Seelenlandschaft kongenial um … Das Stück ist eine Feier des Lebens in Moll, egal, ob Gott eine Lüge ist oder nicht. Elmar Goerden und Simon Stephens können den Herrn zumindest im Theater ersetzen. Sie sind exzellente Zuhörer.» (Die Zeit)
«Das Schauspiel Stuttgart schafft für die Dauer der Aufführung eine Gesellschaft des empathischen Zuhörens. Und was wäre in Zeiten zunehmender Konfrontationen und sich abschottender Echokammern wertvoller?» (Der Freitag)
«Eine Feier des Lebens in Moll»: «Ein dunkles, dunkles, dunkles Blau» von Simon Stephens uraufgeführt
Simon Stephens‘ neues Stück «Ein dunkles, dunkles, dunkles Blau» wurde am 06.01.2024 am Staatstheater Stuttgart uraufgeführt (Regie: Elmar Goerden).
Geschichten brauchen ein Ende. Aber ein Ende ist immer nur eine Erfindung. Es ist vollkommen beliebig. Angeblich ist ja das Seltsame am Sterben, dass alles ohne einen weitergeht. Aber kannst du dir vorstellen, ein Tod wäre so ungerecht, dass eine ganze Stadt für eine Weile innehält?
Ein dunkles, dunkles, dunkles Blau
Christof liegt im Sterben, und seine Freundin Nicola fragt sich, ob sie sich wirklich auf ihn eingelassen hätte, wäre ihr bewusst gewesen, dass er so jung so schwer krank werden würde. Trotzdem bleibt sie bei ihm, pflegt ihn liebevoll und begibt sich mit ihm auf eine letzte imaginäre Reise. Sie besuchen Orte ihrer Heimatstadt, die sie mit gemeinsamen Glückserlebnissen verbinden oder wo sie waren, als sie einander noch nicht kannten, oder wohin sie immer wollten, es jedoch nie geschafft haben. Ihre Wege kreuzen sich dabei mit denen anderer Menschen: Verwandten, Freunden, Fremden, die alle mit ihrer eigenen Vergangenheit hadern, mit Schicksalsschlägen und Verlusten, Einsamkeit, Hoffnungen, die sich nicht erfüllt haben, den vielen Versuchen, das Richtige zu tun, um danach irgendwie falsch abzubiegen. Alle würden ihr Leben gern rückwirkend ändern, alle beschäftigt die Frage, welchen Planeten wir künftigen Generationen hinterlassen. Zugleich entwickelt sich zwischen ihnen unerwartet eine immer engere Verbundenheit, kommt es zu Annäherungen, die so beängstigend wie – vielleicht – befreiend sind.
Simon Stephens verwandelt den Moment des Todes in einen intensiven Schwebezustand, einen flirrenden, fast kosmisch weiten Raum, der zwischen Endzeit und Aufbruch zu einem Neubeginn alle Möglichkeiten offenlässt.