«Das Stück zur Pandemie. Wobei Elfriede Jelinek als das schlimmste Virus den Menschen selbst ausmacht: schlecht von und schlecht zur Natur. Ausgehend vom orgiastischen Après-Ski-Treiben im Tiroler Corona-Hotspot Ischgl kurvt die österreichische Literaturnobelpreisträgerin auf einer Piste aus Nachrichten, Gerüchten, Chats und Verschwörungstheorien durch das mediale Gebrabbel unserer Zeit. Der kalauerfreudige Satzslalom führt bis in die griechische Mythologie, seit je Nährboden für Jelineks Schreiben. So wie die Zauberin Kirke die Gefährten des Odysseus nach einem Gelage in Schweine verwandelt, mutieren auch auf der Bühne die Männer zu Schweinen. Dann geht es im Schweinsgalopp weiter in die Fleischfabriken à la Tönnies, wo neue Ansteckungsgefahr droht.
Es ist Jelineks 21. Einladung nach Mülheim. Man kommt an dieser hellsichtigen Gegenwartsaugurin auch in diesem Jahr nicht vorbei. Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen! ist eine bitterböse Pandemie-Kakofonie. Ein Text am erhöhten Puls unserer kranken Zeit. Die Hamburger Uraufführungsinszenierung von Karin Beier schenkt sich nichts. Sie stößt dahin vor, wo es eklig wird und wehtut.» (Christine Dössel in der Jury-Begründung der Mülheimer Theatertage)
Die Uraufführung war am 05.06.2021 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg wurde gefolgt von der Österreichischen Erstaufführung 04.09.2021 am Burgtheater Wien (Regie: Frank Castorf). Im Februar 2022 hat das Stück in der Regie von Stefan Bachmann am Schauspiel Frankfurt Premiere.
Die 47. Mülheimer Theatertage «Stücke 2022» finden vom 7. Mai bis zum 28. Mai 2022 statt.