Nominiert in der Kategorie «Bestes Stück – Autor:innenpreis»: «Die vielen Stimmen meines Bruders» von Magdalena Schrefel (Mitarbeit: Valentin Schuster)
«Die vielen Stimmen meines Bruders ist ein kleines, klug gebautes Stück, in dem Magdalena Schrefel stets auch den Vorgang selbst zum Thema macht: dass da eine Dramatikerin ein Drama über sich und ihren behinderten Bruder schreibt. Das Stimmen-Casting, das die beiden Geschwister veranstalten, ist die äußere Handlung eines Stücks, in dem es vor allem darum geht, wer für wen sprechen darf und wie. Und natürlich um das Leben mit Behinderung und Behinderten. ‹Was mich behindert›, sagt der Bruder, ‹sind die Bilder, die es von Behinderung gibt.›» (Wolfgang Kralicek, Jury)
Nominiert in der Kategorie «Beste Aufführung im deutschsprachigen Raum»: «ja nichts ist ok» von René Pollesch (Volksbühne Berlin)
«Vom Tod René Polleschs wird sich das deutschsprachige Theater lange nicht erholen. Seine letzte Inszenierung ja nichts ist ok ist Legende, denn der Autor und Regisseur starb nur 15 Tage nach der Premiere. Doch auch abseits der tragischen Umstände ist das Werk … scharf, besonders, absonderlich … Fabian Hinrichs, der abwechselnd mehrere WG-Bewohner:innen und einen Lieferdienstmitarbeiter spielt (unglaublich: so etwas wie Figuren in einem Pollesch!) und Sätze, die von Sarah Kane sein könnten, wie ritzende Klingen in die klare nächtliche Unheimlichkeit sagt. Der ins Publikum kommt und vom Sterben redet … Das macht alles so viel auf, was aus zutiefst menschlicher Sicht über die Gegenwart spricht.» (Martin Thomas Pesl, Jury)
Nominiert in der Kategorie «Beste Bundesländerauffführung»: «Tom auf dem Lande» von Michel Marc Bouchard in der Inszenierung von Sara Ostertag (Landestheater Linz)
«Fast ein Klassiker queerer Dramatik ist Tom auf dem Lande von Michel Marc Bouchard (2010). Tom fährt zur Beerdigung seines Partners Guillaume und stellt fest, dass der sich seiner Familie gegenüber nie geoutet, vielmehr eine Arbeitskollegin aus der Stadt als seine Freundin ausgegeben hat. Die Mutter nimmt Tom als ‹einen› Freund herzlich auf, der Bruder kannte das Geheimnis und nötigt Tom, es zu wahren. Beim Kühemelken kommen sich die beiden Männer näher … Sara Ostertag erzählt von schwelender Gewalt mit einem feinen Gespür für Abstraktion.» (Martin Thomas Pesl, Jury)
Wir gratulieren den Nominierten sehr herzlich und drücken die Daumen!
Die NESTROY-Verleihung 2024 ist am 24. November im Volkstheater Wien. Die Jury besteht in diesem Jahr aus den Kritiker:innen Margarete Affenzeller, Karin Cerny, Sonja Harter, Wolfgang Kralicek, Martin Thomas Pesl, Julia Schafferhofer, Susanna Schwarzer und Alexandra Althoff (Vorsitzende).
NESTROY-Nominierungen für Magdalena Schrefel, René Pollesch und Michel Marc Bouchard
Die Jury des renommierten Wiener NESTROY-Preises hat die diesjährigen Nominierungen bekanntgegeben, darunter sind u. a. Stücke von Magdalena Schrefel («Bestes Stück – Autor:innenpreis»), René Pollesch («Beste Aufführung im deutschsprachigen Raum») und Michel Marc Bouchard («Beste Bundesländerauffführung»). Mit dem NESTROY-Preis werden seit dem Jahr 2000 herausragende Leistungen an den Wiener und den anderen österreichischen Bühnen ausgezeichnet.