«Asche» von Elfriede Jelinek | Nominiert für den Mülheimer Dramatikpreis
«Schluss mit lustig. In Elfriede Jelineks Asche ist der Tod ihres Lebensgefährten Anlass, weiträumig nachzudenken über Enden und Endlichkeiten. Vom Einzelschicksal geht’s schnell ins Universale, die vielen Welten, die wir, die ‹bösen Gäste› dieser Erde, angesichts der Klimakatastrophe schon verbraucht haben. Schöpfungsmythen wie Platons ‹Timaios› und Hesiods ‹Theogonie› werden aufgerufen in der Frage, wer zuerst da war, die Natur, die Götter oder die Menschen, und mit welchem Recht ausgerechnet letztere alles kaputt machen. Schließlich übernehmen im Text Motive der Einsamkeit, des Alters, des Verfalls, vorgetragen mit Wehmut, Hilflosigkeit und einer verzweifelten Bissigkeit. Ein Endspiel.»
(Franz Wille in der Jury-Begründung)
«T-Rex, bist du traurig? (Steht dein T für Tränen?)» von Fayer Koch | Nominiert für den Mülheimer KinderStückePreis
«Wenn Sie dachten, das ‹T› in ‹T-Rex› sei lediglich eine Abkürzung für Tyrannosaurus, dann werden Sie spätestens in Fayer Kochs Stück T-Rex, bist du traurig? (Steht dein T für Tränen?) … eines Besseren belehrt. Darin steht es mithin auch für Trotzdem, für Durchhalten, ja sogar für einen Neubeginn … Mit einfachen, aber pointierten Bildern, reichlich Situationskomik und einem Gespür für den Kosmos kindlicher Begeisterung wagt sich Koch in die Urwelt vor, die bei genauerem Hinschauen ebenso als Spiegelbild für unsere von diffusen Zukunftsängsten beherrschte Gegenwart dient … Brisanter, verspielter und weitsichtiger könnte ein Trotzdem-Stück kaum sein.»
(Björn Hayer in der Jury-Begründung)
«Aufräumen» von Tina Müller | Nominiert für den Mülheimer KinderStückePreis
«Bürgerliche Ordnung erlernt man schon im Kinderzimmer, sobald die Spielzeuge wieder in Kisten und Regale zurück müssen. Lässt sich über dieses simple Phänomen, das sodann alle Phasen unseres Daseins durchzieht, ein ganzer und noch dazu horizonterweiternder Bühnentext verfassen? Ja, davon zeugt … Aufräumen von Tina Müller … Statt dem Beharren auf festen Gegebenheiten, unverrückbaren Traditionen und Normen erweist sich nämlich vielmehr eine Dialektik als notwendige Voraussetzung für Fortschritt. Ordnung bedarf des Chaos … Erst das Durcheinander begünstigt Kreativität, und erst im zweiten Schritt verhilft die Ordnung wiederum dazu, die Erkenntnisse und Einsichten in eine Form zu bringen.» (Björn Hayer in der Jury-Begründung)
Außerdem freuen wir uns sehr über die Nennung von Thomas Freyers Dumme Jahre auf der Shortlist für den Mülheimer Dramatikpreis!
Die vollständigen Jury-Begründungen sind nachzulesen auf der Homepage der Mülheimer Theatertage, die vom 10. bis 31. Mai 2025 stattfinden.
Nominiert bei den Mülheimer Theatertagen: Elfriede Jelinek, Fayer Koch und Tina Müller
Elfriede Jelinek ist mit ihrem Stück «Asche» in der Inszenierung vom Thalia Theater Hamburg (Regie: Jette Steckel) für den Mülheimer Dramatikpreis 2025 nominiert – es ist ihre 23. Nominierung für den renommierten Preis. Für den diesjährigen Mülheimer KinderStückePreis sind «T-Rex, bist du traurig? (Steht dein T für Tränen?)» (6+) von Fayer Koch in der Uraufführungsinszenierung vom Theater der jungen Welt, Leipzig (Regie: Benedikt Grubel) und «Aufräumen» (6+) von Tina Müller in der Uraufführungsinszenierung vom Theater Fallalpha, Zürich (Regie: Lukas Schmocker) nominiert. Wir gratulieren allen Nominierten!
