Erstaufgeführt: «Mädchenschule» von Nona Fernández

Nona Fernández

Am Theater Dortmund war am 15.10.2021 die deutschsprachige Erstaufführung von Mädchenschule von Nona Fernández (Regie: Anna Tenti) - «eine subtile Gratwanderung zwischen Wahnsinn, Psychosen, möglicher Realität und fantasievoller Sciencefiction ... Mädchenschule ist eine faszinierende und fesselnde Inszenierung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Denn nicht nur die Geschichte zieht einen in das Stück, sondern auch das Ensemble spielt fantastisch fesselnd … inklusive Situationskomik, die gelegentlich im Halse stecken bleibt.» (Ars Tremonia)]

Ein Bühnenstück, «das den Mut, die Entschlossenheit und den Schmerz der Jugend thematisiert ... In Dortmund treffen Physik und Bürgerrechte aufeinander. Eine bemerkenswerte Liaison.» (Westfälischer Anzeiger)

Nona Fernández

Nona Fernández

Nona Fernández, geboren in Santiago de Chile, ist Schauspielerin und Autorin von Theaterstücken, Drehbüchern, Kurzgeschichten und Romanen. 2017 wurde sie für ihren Roman La dimensión desconocida mit dem Sor Juana Inés de la Cruz Preis ausgezeichnet. Ihre Werke wurden vielfach übersetzt; auf Deutsch sind der Kurzgeschichtenband Der Himmel und der Roman Die Toten im trüben Wasser des Mapocho beim Septime Verlag, Wien erschienen. Ihr Stück Mädchenschule ist für den Deutschen Jugendtheaterpreis 2022 nominiert. 

Mädchenschule

Im Physikraum eines Mädchengymnasiums dringen plötzlich Stimmen aus dem Lüftungsschacht. Eine Gruppe von Schülerinnen hat sich bei der letzten Schulbesetzung hier versteckt, als die Polizei das Gebäude stürmte. Doch als der verwirrte Physiklehrer sie befreit, stellt er fest, dass statt Teenagern erwachsene Frauen vor ihm stehen. Auch wenn draußen noch immer Polizisten auf Studierende einprügeln und Demonstrationen gewaltsam aufgelöst werden – der Kampf dieser Frauen stammt aus einer anderen Zeit; dass sie in den Untergrund gingen, ist 30 Jahre her. Während der Lehrer sich behutsam bemüht, ihnen klarzumachen, dass sie nicht mehr die Schülerinnen von damals sind und die Demokratie, für die sie gekämpft haben, gekommen ist, wird ihm langsam deutlich, dass die Mechanik von Unterdrückung, Aufstand und Verrat, von der die Frauen berichten, längst nicht überwunden ist.

Temporeich, lustig und zugleich tiefernst verwebt Mädchenschule die Zeitebenen und weist dabei weit über die chilenische Geschichte hinaus. Ohne je vordergründig pädagogisch daherzukommen, ist das Stück ein Plädoyer für die Ermächtigung der Jugend und den Dialog zwischen Gegenwart und Vergangenheit, ohne den eine bessere Zukunft nicht möglich ist.

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