«T-Rex, bist du traurig? (Steht dein T für Tränen)» von Fayer Koch uraufgeführt

Am 06.09.2024 war am Theater der jungen Welt in Leipzig die Uraufführung von Fayer Kochs neuem Stück «T-Rex, bist du traurig? (Steht dein T für Tränen)» (6+) in der Regie von Benedikt Grubel.

Szenenfoto T-REX (c) Tom Schulze
© Tom Schulze

NAGG
Wir überleben ständig.
Die ganze Zeit.
Selbst jetzt. 

PÄM
Ich fühl mich wie ein Feigling.

NAGG
Merkt ihr das?
Merkt ihr wie nichts
aus Versehen auf uns drauf fällt
gerade?

«T-Rex, bist du traurig? (Steht dein T für Tränen)»

Nach einem Asteroideneinschlag ist die Welt dunkel, überall nur Staub und Nebel, und die allermeisten Dinos sind verschwunden. Nur Babsi und Päm haben überlebt – und Nagg, die mitten in all dem Weltuntergangschaos aus ihrem Ei geschlüpft ist. Weil sich jemand um dieses T-Rex-Baby kümmern musste, wächst Nagg bei den beiden Saurier-Damen auf. Aber das ist manchmal gar nicht so einfach, denn abgesehen von den sehr verschiedenen Ernährungsvorlieben, verliert sich Babsi im Archivieren von allem, was an die Vergangenheit, an die Zeit vor dem Asteroiden erinnert, während Päm sich ängstlich auf alle möglichen bevorstehenden Katastrophen vorbereitet. Nur erzählen wollen sie Nagg nichts von dem, was damals geschehen ist, und schon gar nichts von der Welt, wie sie früher war. Sie bringen ihr lieber bei, dass Dinos stark sein und sich durchbeißen müssen, dass sie in die Zukunft blicken sollen. Eines Tages hört Nagg vor ihrer Höhle seltsame Geräusche und trifft draußen auf eine Gruppe wuseliger kleiner Wesen: Erdsaurier, die verzweifelt in verstaubten Erdlöchern nach ihren Familien und Freund:innen suchen. Sie singen und heulen und sind voller Emotion – erst in ihrer Gesellschaft erkennt Nagg das Gefühl von Fehlen und lernt ihre Welt ganz neu verstehen.

Zart und poetisch erzählt Fayer Koch in T-Rex, bist du traurig? (Steht dein T für Tränen) von Verlust, Einsamkeit und den großen Fragen an die Welt – und von der Hoffnung, die entstehen kann, wenn man seine Gefühle miteinander teilt. 

«Nagg bleibt viel Raum, die Umgebung zu erkunden, sich zu wundern und nicht zuletzt am Verhalten der Eltern zu stoßen … Eine Familienkonstellation und unterschiedliche Strategien, mit Verlust klarzukommen, werden sichtbar. Trost entsteht in diesem Fall erst, wenn alle ihre Trauer eingestehen ... Die bunte Dino-Welt mit ihren großartigen Kostümen bietet mit Nagg eine Identifikationsfigur und die entsprechenden Gegenüber, um sich mit Verlustängsten, Verlusterfahrungen und den Möglichkeiten, einen Umgang damit zu finden, auseinanderzusetzen.» (Leipziger Volkszeitung)

Uraufführung
06.09.2024 Theater der jungen Welt, Leipzig (Regie: Benedikt Grubel)

(Auftragswerk für das Theater der jungen Welt, Leipzig)
 

NAGG
Manche Sachen sind so groß, 
über die kann man nicht sprechen.
Haben mir die Erdsaurier später erklärt.
Die Wörter kommen
nicht raus aus dem Mund.
Vielleicht kommen sie hoch, 
das geht vielleicht gerade noch,
aber dann bleiben sie stecken, 
verkanten sich,
haben noch Nöpsel abstehen,
passen nicht durch 
zwischen den Lippen.
Das hat dann auch nichts mit 
Verheimlichen zu tun.
Oder schlechtem Willen.
Das ist einfach Physik.

 

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