«Was bleibt von Mensch und Natur»: «Asche» von Elfriede Jelinek uraufgeführt

Am 26.04.2024 wurde «Asche» von Elfriede Jelinek an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt (Regie: Falk Richter).

Szenenfoto ASCHE (c) Maurice Korbel
© Maurice Korbel

Da die Menschen sich nicht ändern, muß sich also die Natur ändern, schleunigst, wir müssen das nicht, weil wir es nicht können. Das unterscheidet uns voneinander. Das ist unsre Natur. Keiner will sich ändern, der andre dort drüben soll es tun. 

Elfriede Jelinek: «Asche»

«Asche ist eine Totenklage. Eine Verlustanzeige aus tiefstem Schmerz heraus … Ein persönlicher Untergangsgesang mit globalem Hall.» (Süddeutsche Zeitung)

«Ein Sprachfluss, der sich über viele Rinnsale kalauernd zu einem großen Strom verbindet und in einem Flussdelta mit unzähligen offenen Enden mündet … Ein fein gesponnener, melancholischer Text, der das Unwiederbringliche alles Lebendigen umkreist … Bei Elfriede Jelinek gibt es keine Idealisierung der Natur als ewig oder gütig. Die Natur ist Unruhe, ein Werden und Vergehen, in dem es keinen Weg zurück gibt – es geht nur weiter.» (Die Welt)

«Asche nimmt schon im Titel vorweg, worum es gehen wird: um das, was bleibt von Mensch und Natur – Asche zu Asche. Jelinek verknüpft den Verlust ihres Ehemanns mit dem Ende der Welt, wie wir sie kennen: Das Persönliche und das Globale, hier wird es eins, verwoben zu einem einzigen großen Klagegesang auf die Unzulänglichkeit der Menschen … Jelinek war oft bitter und böse. So traurig aber war sie nie.» (Die deutsche Bühne)

«Erneut zeigt sich Jelinek als eine scharfe Beobachterin und kritische Analytikerin der Zeitläufte. Und einmal mehr kondensiert sie ihre Erkenntnisse in Literatur, die wuchtig ist und zugleich durchwirkt von sprachlicher Schönheit und feinem Witz. Dafür hat sie unter anderem zurückgegriffen auf Platon und Hesiod, vor allem aber auf Gustav Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen, die ihr zum Leitmotiv wurden. Asche ist dennoch ein Werk, das die Bühne braucht.» (Münchner Merkur)

«Asche ist kein reines Klimastück, das Jelinek den Vorgängertexten Sonne / Luft hinterherschickt, sondern ein auch die eigene Sterblichkeit sowie die Trauer über einen geliebten Menschen einschließendes Selbstgespräch. Jelinek weicht einen weiteren Schritt zurück vom konkreten Leben und betrachtet es mit entsprechend elementarem Vokabular von einem kosmischen Standpunkt aus.» (Der Standard)

«Ein resignativer, aber nicht weniger sprachgewaltiger Text … Szenen des Weltuntergangs und fragile Momente der ganz persönlichen Verzweiflung fügen sich zu einem Abend zusammen, der mehr als deutlich macht: Es ist zu spät, um ‹Alles auf Anfang› zu stellen. Lang anhaltender Applaus für einen Abend, an dem nichts mehr gut zu werden scheint.» (APA)