© Karin Rocholl
Sonne / Luft / Asche
variabel
Die Sonne brennt – und mit ihr brennen Wälder, ganze Landstriche verdorren, während anderswo der Meeresspiegel steigt oder Bäche alles überfluten. Die Sonne lacht – und mit ihr freut sich auch die Luft, endlich bald wieder durchatmen zu dürfen, befreit von allem Dreck, mit dem man sie beschwert hat. Lange dachte der Mensch, er könne sie – ebenso wie Erde, Feuer, Wasser – beherrschen, sie unbegrenzt und nach Belieben für sich ausnutzen: eine fatale Hybris. Denn mit heiterer Gelassenheit und gnadenloser Härte schlägt die Natur zurück, rächt sich für das, was ihr seit Urzeiten zugemutet wurde. Was am Ende bleibt, ist: Asche.
Erst in einem Monolog, der ganz aus der Sicht der Sonne geschrieben ist, dann in einer vielstimmigen Abhandlung über die Luft und zuletzt in dem später hinzugefügten Requiem Asche versucht Elfriede Jelinek Ordnung in die Elemente zu bringen, «und wenn es das letzte ist, was ich tue». Zwangsläufig landet sie dabei im Chaos, gerät wortmächtig an die Grenzen ihrer Sprache, die «naturgemäß» auch die Grenzen unseres Denkens markiert und den möglichen Weltuntergang kaum fassen kann – dafür aber immerhin das drohende Ende der «Scheusale in Menschengestalt».
«Jelinek zieht einen hinein in ihren reißenden Strudel aus Assoziationen, um mit mythischer Wucht die Umweltkatastrophe zu beschwören, ohne auch nur einmal den Begriff Klimawandel zu erwähnen … Sie knüpft ein komplexes und kluges Netz voller Querbezüge, als wolle sie das Publikum zwingen, neue Verknüpfungen vorzunehmen, damit die böse Wahrheit nicht länger auf routinierten Denkpfaden verhallt.» (Süddeutsche Zeitung)
«Sonne / Luft wirkt in seiner poetischen Kraft unmittelbar, wühlt auf und beunruhigt. Großartig.» (Nachtkritik)
«Asche wiederum nimmt schon im Titel vorweg, worum es gehen wird: um das, was bleibt von Mensch und Natur – Asche zu Asche. Jelinek verknüpft den Verlust ihres Ehemanns mit dem Ende der Welt, wie wir sie kennen: Das Persönliche und das Globale, hier wird es eins, verwoben zu einem einzigen großen Klagegesang auf die Unzulänglichkeit der Menschen … Jelinek war oft bitter und böse. So traurig aber war sie nie.» (Die deutsche Bühne)
Uraufführung von Sonne / Luft
15.12.2022 Schauspielhaus Zürich (Regie: Nicolas Stemann)
Uraufführung von Asche
26.04.2024 Münchner Kammerspiele (Regie: Falk Richter)
Weitere Erstaufführungen von Sonne / Luft
Österreichische Erstaufführung: 13.10.2023 Schauspiel Graz (Regie: Emre Akal)
Deutsche Erstaufführung: 27.10.2023 Theater Baden-Baden (Regie: Damian Popp)
Stück-Abdruck von Sonne / Luft in Theater heute 02/2023
Englisch (nur Sonne, los jetzt!)
Katalanisch (nur Sonne, los jetzt!)
Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.