© Katja von Düffel
Ikarus
Interlinear-Übersetzung der antiken Originaltexte von Gregor Schreiner
1D / 2H
Dädalus ist der Prototyp des Erfinders, der von den Konsequenzen seiner Konstruktionen eingeholt wird. Für König Minos schafft er moderne Waffen, die Kriege zwar verkürzen, aber auch mehr Opfer fordern. Für Minos’ Frau Pasiphae baut er eine Kuh-Attrappe, in der sie sich mit dem begehrten Stier des Poseidon paart und schließlich den Minotaurus gebiert; da dieses Wesen, halb Mensch, halb Tier, hochgefährlich ist, sperrt Dädalus es in ein Labyrinth, das für zahllose Unschuldige zur Todesfalle wird. Und dass sein eigener Sohn Ikarus mit seinem Fluggerät abstürzt und stirbt, muss Dädalus ebenfalls verantworten.
In den antiken Dichtungen von Homer über Vergil bis zu Ovid behandelt der Mythos von Dädalus und Ikarus ein Thema, das nichts von seiner Aktualität verloren hat: der Drang zur Grenzüberschreitung, das bedingungslose Bedürfnis nach Neuerung, der Glaube an die Segnungen der Technik, ohne die Folgen zu bedenken. Durchsetzt von ironischen Zeitpfeilen in die Gegenwart (inklusive Smartphone), kreist John von Düffel in seiner Bearbeitung des Stoffs um die Frage nach der Dialektik des «Fortschritts» und ob alles, was der Mensch vermag, auch legitim und moralisch vertretbar ist.
05.10.2019 Theater Ulm (Regie: Jasper Brandis)
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