© Kate Peters
Konstellationen
(Constellations)
Deutsch von Corinna Brocher
1D / 1H
Marianne ist Quantenphysikerin, Roland ist Imker. Ihre Liebesgeschichte von der anfänglichen Leidenschaft über den ersten Seitensprung bis hin zum «Dass der Tod euch scheidet» könnte ein übliches Beziehungsdrama sein, würde nicht Mariannes Forschungsgebiet auf überraschende Weise die Handlungsentwicklung bestimmen: Angenommen, es gäbe eine unüberschaubare Anzahl von Paralleluniversen, die sich bei jeder gefällten Entscheidung weiter verzweigen, so würde auch unser Leben in unendlich vielen Varianten existieren. Dieser Theorie folgend, entwickelt Nick Payne eine originelle Dramaturgie für Konstellationen, indem er dasselbe Geschehen immer wieder anders erzählt, in den einzelnen Szenen zurückspringt und alternative Entwicklungen ausprobiert. So kann es passieren, dass sich Marianne und Roland in einer Variante ihrer ersten Begegnung so unsympathisch sind, dass sie es nur zwei Minuten miteinander aushalten. Es scheint, als müsste sich das Paar erst durch einige Universen hindurch, an verkorksten Anfängen und falschen Abzweigungen vorbeitasten, bis sie bei ihrer gemeinsamen Geschichte ankommen, die uns dann erstaunlicherweise als die ultimative und paradigmatische Liebesgeschichte erscheint. Ebenso erstaunlich ist, wie es Nick Payne gelingt, vor dem Hintergrund der berührenden Romanze die großen Fragen um nicht weniger als den Sinn des Lebens und den freien Willen des Einzelnen zu stellen. Denn angesichts eines unendlichen Multiversums scheint die Vergeblichkeit all unseres Tuns erdrückend klar, und doch liegt gerade in der schwersten Entscheidung, die Marianne und Roland treffen müssen, die Chance, sich zu Höherem, zu so etwas wie menschlicher Würde aufzuschwingen.
19.01.2012, Royal Court Theatre, London (Regie: Michael Longhurst)
Deutschsprachige Erstaufführung
31.12.2013 Schauspielhaus Wien (Regie: Ramin Gray)
Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.