© Kevin Cummins
Maria
Deutsch von Barbara Christ
variabel
Maria, genannt Ria, ist 18 und bekommt ihr erstes Kind. Zur Welt bringen muss sie es wohl ohne Unterstützung. Ihre Mutter ist tot, ihr Bruder verschwunden, ihr Vater überfordert, ihre Großmutter, bei der sie lebt, hasst Krankenhäuser, und von wem das Baby ist, weiß Ria nicht genau. Sofort denkt man: soziale Verwahrlosung. Doch Ria passt nicht in das Bild. Fast unerschrocken, mit großer Neugier und in einer paradoxen Mischung aus Zugewandtheit und Distanz läuft sie durch die Straßen ihrer Stadt, beobachtet ihre Umgebung und schaut fasziniert Dokumentarfilme auf YouTube. Als sie feststellt, dass nicht nur sie auf sich allein gestellt ist, kündigt sie ihren schlecht bezahlten Job im Fitnessstudio und verkauft ab jetzt von zu Hause aus via Webcam Nähe im Internet, ausdrücklich ohne Sex – ein funktionierendes Geschäftsmodell in einer Gesellschaft, die vor allem aus versprengten Individuen zu bestehen scheint.
Wie eine Erwiderung auf das Märchen vom «Arm Kind» in Büchners Woyzeck begleitet Simon Stephens seine Titelfigur auf ihrem Weg durch das 21. Jahrhundert, das so jung ist wie sie selbst. Glaube, Liebe, Hoffnung sind Rias Antrieb, egal ob in der rauen Wirklichkeit oder im virtuellen Raum, und aus schlaglichtartigen Szenen formt sich das Porträt einer Frau, die sich trotz aller Hindernisse dem Zeitgeist widersetzt.
Uraufführung
19.01.2019 Thalia Theater Hamburg (Regie: Sebastian Nübling)
Weitere Erstaufführungen
Schweizer Erstaufführung 11.09.2021 Theater Luzern (Regie: Katja Langenbach)
Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung