Anne Habermehls «Frau Schmidt und das Kind aus Charkiw» uraufgeführt

Am 24.11.2023 war an den Münchner Kammerspielen die Uraufführung von Anne Habermehls neuem Stück «Frau Schmidt und das Kind aus Charkiw», die Anne Habermehl selbst inszeniert hat.

Szenenfoto (c) Judith Buss
© Judith Buss

Wenn es keine Täter gibt 
gibt es auch keine Opfer nicht wahr

«Frau Schmidt und das Kind aus Charkiw» von Anne Habermehl

«Ein schmerzhaft gutes Stück … Anne Habermehl entwirft in vielen Fragmenten eine Sprache der Liebe, eine Sprache der Erinnerung, durch deren kunstvoll gerahmte Löcher eine Realität durchscheint, die viel größer ist als die der Familie Schmidt, die für vieles steht, viele Leben und vor allem für Europa … Das ist fabelhaft, aufregend und auch eine großartige Evokation eigener Erinnerungssplitter.» (Süddeutsche Zeitung)

«Die komplexen Beziehungen zwischen Ost und West stehen im Zentrum von Anne Habermehls ‹Europa-Trilogie› … Erzählt wird in Teil 2, Frau Schmidt und das Kind aus Charkiw, eine chronologisch verschachtelte Geschichte auf zwei Zeitebenen. Zunächst begegnen wir einem deutschen Kriegsheimkehrer, dessen wahres Verhalten gegenüber der in Zwangsarbeit ausgebeuteten ukrainischen Bevölkerung im Unklaren bleibt … Nach dem Zeitsprung in die Jetzt-Zeit beginnt ein aus der Ukraine adoptiertes Kind nach seinen Wurzeln zu suchen, und das Gefüge seiner deutschen Familie droht daran zu zerbrechen … Sprachlich versiert knüpft Habermehl immer wieder Verbindungen zwischen der Nachkriegs-Story und dem Adoptions-Drama. Manches taucht leitmotivisch wieder auf, anderes wird sarkastisch gespiegelt oder von den Taten des Einzelnen auf die Ebene der Kollektivschuld übersetzt.» (Die deutsche Bühne)

«Anne Habermehl inszeniert ihren Text kühl und kantig … Es ist das Nichtgesagte, das auf den Szenen lastet. Habermehl trifft mit unerbittlichem Realismus das gesellschaftliche Klima vor allem nach dem Krieg.» (Abendzeitung München)

«Mit Zwangsarbeit und Menschenhandel beleuchtet Anne Habermehl zwei Stellen, an denen Deutsche in der Ukraine verbrannte Erde hinterlassen haben. Nicht mit aufklärerischem Anspruch die Millionen während der Nazi-Besatzung getöteten Ukrainer oder das Geschäft mit Adoptionstourismus und Leihmutterschaft beziffernd, sondern eher exemplarisch und emotional. Habermehl meidet alles, was aus ihrer Außenperspektive anmaßend wäre. Es geht ihr um Taten in der Grauzone zwischen Recht und Unrecht, um das Schweigen darüber und die Frage, wohin es führt. Damit bleibt sie ganz in Deutschland. Der Name Schmidt ist ein Platzhalter, hinter dessen Schuld und Halbwissen über die Ukraine sich eine Menge Deutscher versammeln könnten … Ein klarer, fokussierter, stringent erzählter Abend voller magischer Elemente.» (die tageszeitung)

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