René Pollesch

René Pollesch

René Pollesch (geboren 1962 in Friedberg/Hessen, gestorben am 26.02.2024 in Berlin) studierte Angewandte Theaterwissenschaft an der Universität Gießen bei Andrzej Wirth und Hans-Thies Lehmann; zu seinen Dozenten gehörten dort u. a. Heiner Müller, George Tabori und John Jesurun.

Erste eigene Stücke und Inszenierungen realisierte er auf der Probebühne der Angewandten Theaterwissenschaft, darunter Ich schneide schneller 1 und Daheimbs – Eine Familienserie. Nach dem Studium arbeitete er mit eigenem Ensemble in Frankenthal, bevor er von 1992 bis 1994 eigene Stücke am Theater Am Turm (TAT) in Frankfurt am Main inszenierte, u. a. Splatterboulevard (Dezember 1992), Ich schneide schneller («Version 4», 06.05.1993), Entertaining Mr. S-Rip-Off (22.01.1994) und Pool – A Snuff Comedy (28.10.1994). Nebenher entstanden außerdem Übersetzungen und Bearbeitungen: Metamorphosen (nach Ovid; 14.10.1990 Theater Heidelberg, Regie: Wolfgang Hofmann), William Shakespeares Ein Sommernachtstraum (1992 Bad Hersfelder Festspiele) und Henry Purcells The Fairy Queen (1995 Theater Heidelberg).

Für den Rowohlt Theater Verlag übersetzte Pollesch zudem Joe Ortons Komödien Was der Butler sah (Erstaufführung der Übersetzung: 1997 Bühnen der Stadt Köln) und Beute (Erstaufführung der Übersetzung: 1998 Staatstheater Stuttgart) neu ins Deutsche.

In der Spielzeit 1999/2000 war René Pollesch Hausautor am Luzerner Theater, 2000/2001 Hausautor am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, und von 2001 bis 2007 war er künstlerischer Leiter des Praters der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin. Dort entstanden Produktionen wie die «Prater-Trilogie» Stadt als Beute, Insourcing des Zuhause. Menschen in Scheißhotels und Sex, die 2002 zum Berliner Theatertreffen eingeladen war.

Neben seiner Arbeit an der Volksbühne hat Pollesch seither an zahlreichen anderen Theatern gearbeitet, an den meisten davon kontinuierlich wie am Burgtheater (Akademietheater) Wien, den Münchner Kammerspielen, dem Schauspielhaus Zürich, dem Staatstheater Stuttgart, dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg sowie am Deutschen Theater Berlin. Von Herbst 2021 bis zu seinem plötzlichen Tod 2024 war er Intendant der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin.

2002 war er Gastprofessor an der Goethe-Universität Frankfurt, 2002/2003 an der Universität Gießen und 2004 am Max-Reinhardt-Seminar in Wien.

Neben seinen Theaterstücken hat René Pollesch auch die folgenden Hörspiele geschrieben und inszeniert:

  • Heidi Hoh (2000 Deutschlandradio Berlin)
  • Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr (2001 Deutschlandradio Berlin)
  • Heidi Hoh - die Interessen der Firma können nicht die Interessen sein, die Heidi Hoh hat (2003 NDR).
  • Tod eines Praktikanten (2007 Deutschlandradio Berlin)

Außerdem die folgenden Fernsehspiele bzw. Filme:

  • Ich schneide schneller (soap) (1998 ZDF/Das kleine Fernsehspiel)
  • Porträt aus Desinteresse (2008)
  • Bad Decisions (2016)
  • Niagara (2017)

Preise, Ehrungen und Stipendien:

  • 1996 Arbeitsstipendium am Royal Court Theatre, London, mit Seminaren bei Harold Pinter, Caryl Churchill u. a.
  • 1997 Stipendium der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart
  • 2001 Mülheimer Dramatikerpreis für world-wide-web slums
  • 2002 Wahl zum besten deutschsprachigen Dramatiker in der Kritikerumfrage von Theater heute
  • 2006 Mülheimer Dramatikerpreis für Cappuccetto Rosso
  • 2007 Nestroy-Preis für Das purpurne Muttermal in der Kategorie «Bestes Stück»
  • 2012 Aufnahme in die Akademie der Künste (Sektion «Darstellende Kunst») in Berlin
  • 2012 Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis für sein Gesamtwerk
  • 2018 Jürgen Bansemer & Ute Nyssen Dramatikerpreis
  • 2019 Arthur-Schnitzler-Preis

Für den Mülheimer Dramatikerpreis war Pollesch zusätzlich nominiert für die «Prater-Trilogie» Stadt als Beute, Insourcing des Zuhauses. Menschen in Scheißhotels, Sex (2002), Liebe ist kälter als das Kapital (2008), Fantasma (2009, ausgezeichnet mit dem Publikumspreis), Kill Your Darlings! Streets of Berladelphia (2012) sowie für Gasoline Bill (2014).
Mit der «Prater-Trilogie» sowie mit Kill Your Darlings! Streets of Berladelphia war er außerdem 2002 bzw. 2012 zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

Stückpublikationen (Bücher / Abdrucke in Zeitschriften):

  • Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr (Theater der Zeit 12/2000)
  • Wohnfront 2001 – 2002 (enthält Stadt als Beute; Insourcing des Zuhause. Menschen in Scheißhotels; Sex; Alexander Verlag Berlin, 2002)
  • www-slums (Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2003)
  • 24 Stunden sind kein Tag (Synwolt-Verlag, Berlin, 2003)
  • Zeltsaga (enthält Der Leopard von Singapur, Telefavela, Svetlana in a Favela, Pablo in der Plusfiliale; Synwolt-Verlag, Berlin, 2004)
  • Prater-Saga (Alexander Verlag, Berlin, 2005)
  • Liebe ist kälter als das Kapital (enthält Capuccetto Rosso, Das purpurne Muttermal, Tod eines Praktikanten, Liebe ist kälter als das Kapital, Tal der fliegenden Messer; Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2009)
  • Sex (Theater heute 03/2002)
  • Ich schau dir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang (Theater der Zeit 03/2010)
  • Kill Your Darlings! Streets of Berladelphia (Theater der Zeit 03/2012)
  • Glanz und Elend der Kurtisanen (Theater der Zeit 11/2013)
  • Kill Your Darlings! (enthält Fantasma, Ein Chor irrt sich gewaltig, Der perfekte Tag (Ruhrtrilogie Teil 3), Sozialistische Schauspieler sind schwerer von der Idee eines Regisseurs zu überzeugen, Schmeiß dein Ego weg!, Fahrende Frauen, Kill Your Darlings! Streets of Berladelphia, Don Juan nach Molière; Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2013)

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