Seit seiner Gründung 1957 vertritt der Rowohlt Theater Verlag eine Vielzahl von Dramatiker:innen, ist aber zugleich den Prosa-Autor:innen der Rowohlt Buchverlage eng verbunden. Von literarischen Grenzgängern wie Wolfgang Borchert und Rolf Hochhuth führt ein direkter Weg zu Elfriede Jelinek, Daniel Kehlmann und Thomas Melle. Nicht nur sind viele Autor:innen mit ihren Theaterstücken ebenso erfolgreich wie mit ihren Romanen; spätestens seit Beginn des Jahrtausends finden auch immer mehr Bücher aus den Rowohlt Verlagen ihren Weg auf die Bühne. Wolfgang Herrndorf, Ildikó von Kürthy, Dorota Masłowska, Sarah Jäger und zuletzt Mareike Fallwickl sind hierfür nur einige Beispiele. Eine Auswahl unserer Bühnenstoffe stellen wir Ihnen hier vor.
Eine Übersicht über die aktuellen Bühnenstoffe finden Sie hier.
Aktuelle Titel
«Die schönste Version» von Ruth Maria Thomas
«Schonungslos wie einfühlsam erzählt Thomas eine Geschichte, die kein Einzelfall ist — und dennoch höchstpersönlich.» (Deutschlandfunk)
Die späten Nullerjahre, frühen 2010er Jahre in einer ostdeutschen Kleinstadt: Die schönste Version erzählt die Geschichte von Jella und Yannick, von der ersten großen Liebe, die alles richtig machen will. Bis es kippt. Bis Yannick die Hände um Jellas Hals legt und zudrückt.
Wieder zurück in ihrem Kinderzimmer fragt Jella sich, wie es so weit kommen konnte. Sie schaut noch einmal genauer hin: auf ihr Aufwachsen in der Lausitz. Kleinstadt und Kiesgruben, Gangsterrap und Glitzerlipgloss. Auf Freundinnen, die sie durch so vieles trugen. Auf die Jungs und Männer, denen sie gefallen wollte. Und auf den Moment, an dem es nicht mehr weitergeht.
Die schönste Version ist die Geschichte eines Erwachens, Erkennens, Anklagens, eine große Introspektion: Ruth-Maria Thomas schreibt über das Frauwerden, Frausein, von Körpern, Begierden und tiefen Abgründen. Mit stilistischer Brillanz, großer Leichtigkeit und Drastik erzählt sie von den schönsten Dingen. Und den schrecklichsten.
Uraufführung frei
«Ein Sommer in Niendorf» von Heinz Strunk
«Dieser Zauberberg liegt am flachen Strand der Ostsee: Ein Sommer in Niendorf wagt sich ans Vorbild Thomas Manns - und gewinnt.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Ein Mann namens Roth begibt sich für eine längere Auszeit nach Niendorf: Er will ein wichtiges Buch schreiben, eine Abrechnung mit seiner bürgerlichen Familie. In dem geruhsamen Ostseebad gerät er aber bald in den Bann eines trotz seiner furchtbaren Banalität dämonischen Geists: ein Strandkorbverleiher, der Mann ist außerdem Besitzer des örtlichen Spirituosengeschäfts, aufdringlich wie ein Insekt. Doch nach und nach beginnt Roth, seine Nähe zu suchen. Als Dritte stößt Simone hinzu, die Freundin des Schnapshändlers, in jeder Hinsicht eine Nicht-Traumfrau – eigentlich. Und am Ende dieser Sommergeschichte ist Roth seiner alten Welt abhandengekommen, ist er ein ganz anderer …
Uraufführung: 28.03.2025 Deutsches Schauspielhaus Hamburg (Regie: Studio Braun)
«Und alle so still» von Mareike Fallwickl
«Wir fordern den Raum ein, der uns zusteht.»
An einem Sonntag im Juni gerät die Welt aus dem Takt: Frauen liegen auf der Straße. Reglos, zu Hunderten. Und täglich werden es mehr. Vereint in stillem Protest lassen sie die Welt spüren, was passiert, wenn sie die Erwartungen nicht mehr erfüllen, nicht mehr klaglos funktionieren, die Räder am Laufen halten. Doch die Reaktion der Umwelt lässt nicht lange auf sich warten. Notfalls mit Gewalt sollen die Frauen zurück an ihre Plätze beordert werden, sich in das System von Ausbeutung und Überlastung wieder einreihen, auf das die Gesellschaft sich stützt. Zwischen stummer Revolte und Gegenreaktion kreuzen sich die Wege dreier Menschen. Elin, Anfang zwanzig, eine erfolgreiche Influencerin, der etwas zugestoßen ist, von dem sie nicht weiß, ob es Gewalt war. Nuri, neunzehn Jahre, der die Schule abgebrochen hat und drei Jobs jongliert um sich über Wasser zu halten. Ruth, Mitte fünfzig, die sich als Pflegefachkraft im Krankenhaus versucht, die Stellung zu halten. Lassen die Verhältnisse sich ändern? Um welchen Preis? Und wer muss ihn zahlen?
Uraufführung: 16.02.2025 Schauspiel Hannover (Regie: Jorinde Dröse)
Österreichische Erstaufführung: 05.04.2025 Salzburger Landestheater (Regie: Susanne Schmelcher)
«Echtzeitalter» von Tonio Schachinger
Deutscher Buchpreis 2023
Ein elitäres Wiener Internat, untergebracht in der ehemaligen Sommerresidenz der Habsburger, der Klassenlehrer ein antiquierter und despotischer Mann. Was lässt sich hier fürs Leben lernen? Till Kokorda kann weder mit dem Kanon noch mit dem snobistischen Umfeld viel anfangen. Seine Leidenschaft sind Computerspiele, konkret: das Echtzeit-Strategiespiel Age of Empires 2. Ohne dass jemand aus seiner Umgebung davon wüsste, ist er mit fünfzehn eine Online-Berühmtheit, der jüngste Top-10-Spieler der Welt. Nur: Wie real ist so ein Glück?
Tonio Schachinger erzählt von einer Jugend zwischen Gaming und Klassikerlektüre, von Freiheitslust, die sich bewähren muss gegen flammende Traditionalisten – und von dem unkalkulierbaren Rest, der nicht nur die Abschlussklasse 2020 vor ungesehene Herausforderungen stellt.
«Ein Roman, der grundsätzlich den richtigen Ton trifft, zwischen spöttischer Distanz, Analyse und Einfühlung, sodass sich das herzerwärmende Tschick-Gefühl von Wolfgang Herrndorf einstellt.» ORF
Uraufführung: 06.12.2024 Schauspielhaus Graz (Regie: F. Wiesel und Timon Jansen)
«Schnabeltier Deluxe» von Sarah Jäger
«Bei Sarah Jäger werden die Jugendlichen so ernst genommen wie einst bei Erich Kästner.» (Süddeutsche Zeitung)
Mit Schwung fliegt die Kaffeemaschine aus dem Lehrerzimmer aus dem Fenster. Kim hat sie geworfen, als Reaktion auf die Sechs, die ihr Physiklehrer unter ihre Klassenarbeit geschrieben hat. Kurz darauf fliegt auch Kim - von der Schule. Und landet in einem Dorf am Ende der Welt. Eine letzte Chance gewissermaßen, eine, die Kim nicht vermasseln will - und das fällt ihr gar nicht so leicht. Fast gegen ihren Willen findet Kim so etwas wie Freunde. Aus Janne, Kim und Alex(andra Sofie) entsteht ein Dreiergespann. Bald wissen sie nicht mehr so richtig, wer genau was für wen empfindet. Und wäre das nicht schon kompliziert genug, muss Kim immer wieder den Drang bekämpfen, alles zu zerstören, was ihr zu nahe kommt.
Klug, berührend und humorvoll erzählt Sarah Jäger von einer vorsichtigen Annäherung, von Trauma und Zuneigung und bleibt dabei ganz nah an ihren Figuren
Uraufführung: frei