«Bissig und pointenreich»: Theresia Walsers «Die Erwartung» uraufgeführt

Am 08. Februar 2025 war am Theater Freiburg die Uraufführung von Theresia Walsers «Die Erwartung» (Regie: Peter Carp) – ein Stück über das Ende der Welt, wie wir sie kennen.

Szenenfoto DIE ERWARTUNG (c) Britt Schilling
© Britt Schilling

LAURA
Längst haben wir ja auch nicht mehr nur vier Jahreszeiten.
Inzwischen haben wir sechs.

BARDI
Sechs Jahreszeiten?

LAURA
Herbst, Winter, Katastrophe, Frühling, Krieg und Sommer. 
Nur, dass die nicht regelmäßig kommen.
Und auch nicht immer nacheinander. 

ADA
Vielleicht ist das jetzt unsere Strafe.

Theresia Walser: «Die Erwartung»

«Stell dir vor, ein Wirbelsturm rast auf Europa zu – aber dann kehrt er plötzlich um auf dem Meer. Alle sind gerettet. Und jetzt? Erleichterung oder Enttäuschung? Falsche Erwartungshaltung? Aber stell dir vor die nächste Katastrophe kommt bestimmt … In einer perfekt durchstrukturierten Szenenfolge (ist) Die Erwartung das richtige Stück zur rechten Zeit ... Der kleine Mensch angesichts der großen Katastrophe: Diese Unverhältnismäßigkeit, dieser Gegensatz gibt ihm seine Tiefenspannung – und vor allem auch seinen Witz ... Lachen als Ventil in einer Krisensituation, ohne den nötigen Ernst zu verlieren: Diese Grundhaltung verleiht Theresia Walsers Stücken eine eigene Humanität und auch Unterhaltsamkeit.» (Südkurier)

«Theresia Walsers Text ist bissig und pointenreich und macht mit oft stilisierter Sprache klar: Heute gibt es weder Reality-TV noch Psychologencouch. Die Endzeiterwartung setzt zwar nicht das Beste in den Menschen frei, es gibt aber auch keine orgiastische Entgrenzung. Alle sind zu sehr mit sich und den eigenen Verletzungen beschäftigt. Krisensolidarität? Pustekuchen, vor dem Sturm lassen alle einander im Stich … Doch Walser dreht noch einmal auf … Am Ende bleiben zwei Gewissheiten: Der Mensch bräuchte keine Katastrophen, um sich zu erledigen – und er erwartet stets die falschen.» (Die deutsche Bühne)

«In witzigen Dialogen, diversen Abstufungen von Angst, raffinierten Anspielungen auf Biblisches – wo sind eigentlich all die Leichen, als Noah nach der Flut wieder an Land geht? – bilden sich immer neue Koalitionen, offenbaren sich persönliche Abgründe … Die Erwartung macht körperlich fühlbar, dass die Katastrophe als Knall ausbleibt, die Welt aber trotzdem untergeht, nur nicht so spektakulär, sondern mit einem fröstelnden Wimmern auf den Kältetod zusteuert ... Ein anregender Theaterabend.» (Nachtkritik)

Uraufführung
08.02.2025 Theater Freiburg (Regie: Peter Carp)