«Muss man es begründen, wenn man eine Nobelpreisträgerin mit dem NESTROY für das Lebenswerk auszeichnet? Nein, man muss nicht, aber man kann. Und man kann versuchen, das zu beleuchten, was nicht schon zum x-ten Mal gesagt wurde. Oder man kann sich auch entschuldigen, dass man den NESTROY nicht schon viel früher überreicht hat. Elfriede Jelinek hat den NESTROY-Autor*innenpreis im Jahr 2013 für Schatten (Eurydike sagt) und im Jahr 2020 für Schwarzwasser bekommen. Und Elfriede Jelinek ist aus der internationalen Theaterlandschaft nicht wegzudenken. Was wäre es für eine Landschaft ohne sie. Ohne Spitzen, ohne Gipfel, ohne Kanten, ohne Höhepunkte, ohne Abgründe, eine Ödnis, ein flaches Land. Wer, wenn nicht sie, greift jeden - oder sagen wir fast jeden, weil jeden könnte auch die viel und schnell-schreibende Elfriede Jelinek nicht bewältigen - zum Himmel schreienden Politskandal auf und bringt ihn in Windeseile genial zu Papier. Sie ist großzügig mit ihren Textvorlagen, sie schenkt sie förmlich ihren Regisseurinnen und Regisseuren, sozusagen als Bausteine für die wundersamsten Inszenierungen. Und wenn wir, das Publikum, Glück haben, dann wird in diesen Aufführungen auch ein Aspekt herausgearbeitet, der manchmal zu wenig beachtet wird, nämlich ihr Humor. Elfriede Jelinek ist sprachgewaltig, ja, sie ist politisch, ja, sie ist brandaktuell, ja, aber sie ist auch aberwitzig, irrwitzig und kann auch sehr, sehr komisch sein. Unser Namensgeber würde sich freuen.» (Ulli Stepan in der Jury-Begründung)
Wir freuen uns mit der Autorin und gratulieren von Herzen!